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"Er hat nur noch Sex mit sich selbst!"

Laura hat zwar einmal im Monat Sex mit ihrem Partner, aber die übrige Zeit lässt er sie links liegen. Was tun?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Laura (34) an Doktor Sex: Ich bin seit sechs Jahren in einer Beziehung. Am Anfang war der Sex mit meinem Partner wundervoll. Wir haben uns im Bett super verstanden und konnten unsere Fantasien gemeinsam ausleben und in vollen Zügen genießen. Aber seit mehr als einem Jahr hat die Frequenz abgenommen. Heute haben wir nur noch einmal im Monat Sex und die Initiative kommt eigentlich nur noch von mir.

In dieser für mich langen Zeit stelle ich immer wieder fest, dass er sich mehrmals die Woche selber befriedigt. Natürlich habe ich ihn wiederholt darauf angesprochen und eine Auseinandersetzung mit ihm gesucht. Ich versuchte ihm zu erklären, dass es schön wäre, wenn er anstatt mit sich allein Sex zu haben, seine Lust mit mir teilen würde. Jedoch hatte ich mit meinem Wunsch keinen Erfolg.

Mir ist Sex und das körperliche Zusammensein in einer Beziehung schon sehr wichtig und ich kann einfach nicht verstehen, wieso er sich lieber allein befriedigt, statt diese Freuden mindestens ab und zu mit mir zu teilen. Einfach links liegen gelassen zu werden, ist sehr frustrierend für mich. Was kann ich tun, damit wir sexuell wieder mehr zusammenfinden?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Lara

Nach sechs Jahren Beziehung noch einmal im Monat Sex zu haben, ist gar nicht so schlecht. Andere – von denen ich in meiner Rubrik und auch in meiner Beratungspraxis ziemlich oft höre – wären froh, nach so langer Zeit überhaupt noch mit dem Partner oder der Partnerin intim zu werden. Dies zu wissen, wird aber kaum etwas an deinem Bedürfnis und deiner Not ändern.

Menschen sind sehr verschieden. Und dementsprechend variieren auch ihre Vorstellungen davon, wie häufig man Sex haben, sich küssen, umarmen oder sonst nah sein sollte, wie viel Zeit man zusammen verbringen und worüber man wann, wie und weshalb sprechen sollte. Trotzdem taucht immer wieder die Idee auf, eigentlich seien wir doch alle gleich und hätten darum auch gleiche Bedürfnisse.

Geht man davon aus, dass Verschiedenheit die Grundvoraussetzung einer jeden Beziehung ist, wird sofort klar, wie wichtig es ist, offen und klar zu kommunizieren – und davon auszugehen, dass man sich grundsätzlich miss- oder gar nicht versteht. Voll unromantisch, ja. Aber auch viel einfacher, denn die Idee, echte Liebe zeichne sich dadurch aus, dass man sich gegenseitig blind verstehe, wäre dann für immer vom Tisch.

Würde man auch noch beachten, dass Menschen – sogar, wenn sie verliebt sind oder lieben – ihre Lebensumstände bevorzugt so gestalten, wie es ihnen und damit ihrem mehr oder weniger stark ausgeprägten Hang zur Bequemlichkeit entspricht, hätte man fast perfekte Voraussetzungen, um eine auf Ehrlichkeit und Authentizität basierende Beziehung zu führen. Man müsste dann "nur" noch lernen, miteinander zu reden. (Ja, da war Ironie im Spiel).

Was ich dir damit sagen will und was das mit deiner Frage zu tun hat? Ich denke, bei euch geht es nicht um Sex und den Egotrip deines Partners, sondern darum, die Vorstellungen von der idealen Beziehung und dem stets aufeinander Bezogensein loszulassen. Versuche zu akzeptieren, dass das Leben nie perfekt ist und früher oder später sowieso alles den Bach runtergeht. Sprich dann nochmals mit deinem Partner offen über eure Situation und ziehe wenn nötig Konsequenzen. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)