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"Er ist wieder da": Satire als Lach- und Denksport

Heute Redaktion
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Wenn dem Zuschauer das Lachen im Halse stecke bleibt, ist die Satire geglückt. Regisseur und Drehbuchautor David Wnendt ('"Feuchtgebiete") und sein Hauptdarsteller Oliver Masucci dürfen sich diesen Verdienst ans Revers heften. In "Er ist wieder da" katapultieren sie Adolf Hitler ins Deutschland der Gegenwart, wo er zum YouTube-Star und Liebling der Massen aufsteigt.

Wenn dem Zuschauer das Lachen im Halse stecke bleibt, ist die Satire geglückt. Regisseur und Drehbuchautor David Wnendt ('"Feuchtgebiete") und sein Hauptdarsteller Oliver Masucci dürfen sich diesen Verdienst ans Revers heften. In "Er ist wieder da" katapultieren sie Adolf Hitler ins Deutschland der Gegenwart, wo er zum YouTube-Star und Liebling der Massen aufsteigt.

Kommt ein Film wie "Er ist wieder da" in die Kinos, folgt automatisch die Frage "Darf man über Hitler lachen?" In diesem speziellen Fall scheint sich die Antwort "Man muss!" durchgesetzt zu haben. Man könnte auch auf dem Grundsatz "Kunst darf alles" beharren, oder auf den Zweck der Satire verweisen, die grausigen Eiterherde hinter der Political Correctness hervorzukitzeln. Im Gegensatz dazu impliziert "Man muss!", dass es sich bei "Er ist wieder da" um einen wichtigen, ja, um einen notwendigen Film handelt. Das tut es nicht. Der Streifen ist einfach nur großartig.

Adolf Hitler (Oliver Masucci) erwacht im Jahre 2014 in Berlin, Trademark-Bärtchen und Führer-Uniform inklusive. Ob per Wurmloch, Zeitreise oder Teleportation - auch Hitler selbst kann es sich nicht erklären. Die moderne Welt macht ebensowenig Sinn für ihn. Verloren wandert der Massenmörder durch die deutsche Hauptstadt, bis ihn ein privater TV-Sender anheuert. Denn der Großteil der Leute hält den Führer für einen Comedian im Adolf-Kostüm. Und schließlich sind die politischen Ansichten, die er äußert, ja gar nicht so falsch...

Zum Lachen und Fürchten

"Er ist wieder da" ist eine Mischung aus Spielfilm und dokumentarischem Comedy-Format im Stile von Sacha Baron Cohen ("Borat", "Bruno"). Nicht immer lässt sich zweifelsfrei sagen, ob Hitler nun mit echten Menschen oder Filmfiguren interagiert, was den Lachern zusätzlichen Biss, aber auch eine unbehagliche, teils furchteinflößende Dimension verleiht. Besonders überrascht, dass nicht nur die einzelnen "Sketche" (Hitler in der Reinigung, Hitler kauft Hund, Hitler bei der NPD, etc), sondern auch die verbindenden Plot-Passagen hervorragend gelungen sind. Pointen aus dem Film sollen an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur ein kleiner Tipp: Werfen Sie im Kino auch ab und an einen Blick ins Publikum, fangen Sie die Stimmung ein... 

Satire-Trend Hitler

So toll der Streifen auch geworden ist, einen kleinen Wermutstropfen gibt es bei "Er ist wieder da" aber doch zu beklagen. Der Film basiert auf Timur Vermes' gleichnamigem Beststeller aus dem Jahre 2012. Und dessen Grundkonzept (Hitler erwacht in der Gegenwart) ist von Walter Moers genialem Comic "Adolf, die Nazi-Sau" (1998) abgekupfert, der den Weg für Vermes' Erfolg geebnet hat. Trends, Quoten und Verkaufszahlen spielen eben auch bei den bissigsten Satiren eine Rolle.

"Er ist wieder da" startet am 9. Oktober in den österreichischen Kinos.