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"Er übernimmt beim Sex keine Verantwortung!"

Mit ihrem Freund Sex zu haben, bedeutet für Cloe ein mieses Vorspiel und eine idiotische Frage am Schluss. Wie kann sie das ändern?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Cloe (28) an Doktor Sex: Früher hatte ich mit meinem Freund oft stundenlang Sex – wie das am Anfang einer Beziehung halt so ist. Jetzt, wenn es hoch kommt, noch einmal die Woche. Es beginnt mit einem kurzem Vorspiel, bei dem ich kaum feucht werde, und endet mit der idiotischen Frage "Bist du gekommen?". Eigentlich weiß er genau, was er tun muss, damit ich komme. Die Frage würde sich also erübrigen. Auch was mich scharf macht, ist ihm bestens bekannt. Ich habe ihm dies oft genug gezeigt. Es verleidet mir langsam, dauernd die Initiative zu ergreifen, gleichzeitig ja keinen Druck auszuüben und verständnisvoll zu sein – mit dem Resultat, dass dann beim nächsten Mal wieder null Aktion von seiner Seite kommt. Ich bin mit meinem Latein und meiner Geduld am Ende. Was kann ich tun, damit er seinen Teil der Verantwortung für unser Sexleben übernimmt?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Cloe

Es geschieht leicht, dass sich in einer Beziehung Verhaltensmuster und Rollenstereotype einstellen. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch sinnvoll, denn durch die Standardisierung von Abläufen können alltägliche Aufgaben ohne großen Kommunikationsaufwand bewältigt werden. Im Umgang mit Sexualität können solche Automatismen aber schnell einmal als Problem wahrgenommen werden und zu Konflikten führen.

Es wäre interessant zu hören, wie dein Freund die von dir geschilderte Situation erlebt. Ich mache in der Beratung immer wieder die Erfahrung, dass ein scheinbar eindeutiger Sachverhalt von den Beziehungspartnern komplett verschieden wahrgenommen wird. Und meist sind beide felsenfest davon überzeugt, dass der oder die andere sich nur ein klein wenig verändern müsste, damit endlich alles gut werden würde. Es würde mich daher nicht wundern, wenn dein Freund die Geschichte mit umgekehrten Vorzeichen erzählen und dein Verhalten als problematisch bezeichnen würde.

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Zentral scheint mir, dass ihr miteinander ins Gespräch kommt. Hütet euch jedoch vor Schuldzuweisungen, denn für eure Situation ist niemand allein verantwortlich. Beziehungen sind endlose Abfolgen von Kommunikationen. Dazu gehört jede erdenkliche Form von Gegenwart und Verhalten. Indem die Beziehungspartner auf eine bestimmte Kommunikation Bezug nehmen, treffen sie eine Entscheidung. Und durch ihre Wahl dessen, was sie als "wichtig" oder "wahr" betrachten, und durch ihr daraus resultierendes Verhalten konstruieren sie gemeinsam ihre spezifische Beziehungsgegenwart. Würden sie eine andere Wahl treffen oder sich anders verhalten, ergäbe sich daraus auch eine andere Gegenwart mit anderen Gegebenheiten, welche wiederum andere Probleme generieren würden.

Sinnvoll scheint mir, wenn ihr euch je einzeln bewusst macht, was ihr unter einer lustvollen, abwechslungsreichen und befriedigenden Paarsexualität versteht. Und auch, was ihr diesbezüglich von eurem Partner erwartet. Versucht, euch dabei nicht einfach von den gängigen Klischees leiten zu lassen, sondern auch eure ganz individuellen Wünsche und Phantasien zu berücksichtigen. Setzt euch danach zusammen, teilt einander mit, was ihr herausgefunden habt und untersucht gemeinsam, was auf dieser Basis für euch als Paar im Moment sexuell möglich ist und was nicht. So werdet ihr nach und nach in eure individuelle Form von Sexualität hineinwachsen.