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"Er verbietet mir Sexchats mit anderen Männern!"

Heute Redaktion
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Symbolfoto
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Bild: iStock

Jahrelang tauschte sich Charlotte ohne das Wissen ihres Mannes im Netz mit Fremden über Sex-Fantasien aus. Seit er das herausgefunden hat, ist Schluss damit. Die Folgen sind fatal.

Frage von Charlotte (30) an Doktor Sex: Seit zwölf Jahren lebe ich glücklich mit meinem Mann und unseren Kindern zusammen. Weil ich mit 19 Mutter geworden bin und mich deshalb sexuell nie ausleben konnte, nahm ich mir in all den Jahren die Freiheit, mit anderen Männern im Netz über Sex zu chatten und Ideen und Fantasien auszutauschen. So gelang es mir, meine Lust auch in Zeiten zu bewahren, in denen der Sex sonst durch die Alltagsanforderungen auf der Strecke geblieben wäre. Davon konnte auch mein Mann profitieren: Weil ich immer neue Ideen erhielt, wie ich ihn verführen könnte, hatten wir elf Jahre lang mehrmals pro Woche Sex.

Nun hat er aber vor einem Jahr herausgefunden, dass ich mich beim Chatten mit anderen Männern aufgeile und mir weitere Kontakte verboten. Seither ist bei uns im Bett tote Hose, denn mir fehlt es, Fantasien auszutauschen und mich so heiß zu machen. Mein Mann hat keine Zeit, mir tagsüber zu schreiben. Trotz allem erwartet er, dass ich abends geil bin. Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Charlotte

Wie es scheint, hat dein Mann in Bezug auf euer Sexualleben den Ast abgesägt, auf dem er mit dir zusammen die letzten elf Jahre bequem gesessen hatte. Und damit ist aus einer lebendigen Situation, in der alle Beteiligten auf ganz unterschiedliche Art Gewinner waren, plötzlich eine tote Ordnung geworden, in der es nur Verlierer gibt. Du verhältst dich nun zwar korrekt, also so, wie dein Partner es will und wie er glaubt, dass es sich aus moralischer Sicht in einer Beziehung "gehört". Aber wie schon Edith Piaf gesagt hat, ist Moral, wenn man so lebt, dass es gar keinen Spaß macht, so zu leben.

Auch wenn ich verstehen kann, dass dein Mann das Ganze nicht einfach schweigend hinnehmen und zur Tagesordnung übergehen wollte, scheint mir das Verbot vorschnell ausgesprochen. Allein schon dass er dir in Bezug auf deine Sexualität Vorschriften macht, ist schräg, denn du gehörst ja schließlich nicht deinem Mann. Die Sexualität eines Menschen ist ein höchst persönliches Gut und kein Ehepartner hat das Recht, über diese zu bestimmen. Weder hattest du mit den Männern Sex, noch hast du dich für sie vor dem Bildschirm ausgezogen oder ihnen Fotos und Filme geschickt. Es ging einzig darum, Ideen und Fantasien auszutauschen.

Was ist also das Problem? Und wo liegt der Unterschied zum Pornokonsum, der ja von vielen Männern praktiziert und als völlig harmlos dargestellt wird?

Ich denke, ihr solltet euch zusammensetzen und auf dieses Verbot noch einmal zurückkommen. Kannst du dir vorstellen, deinen Mann zu einer Chatsequenz einzuladen? So hätte er die Möglichkeit, sich ein Bild zu machen von dem, was tatsächlich läuft, und müsste sich bei der Beurteilung der Situation nicht auf seine Fantasien stützen. Basierend darauf könntet ihr danach Rahmenbedingungen aushandeln, unter denen er einverstanden wäre, wenn du weiterhin mit anderen Männern chatten würdest.

Ein zentrales Argument in dieser Diskussion wäre sicher, dass er ja unmittelbar von der Lust profitiert, die bei dir dadurch entsteht. In diesem Zusammenhang darfst du ihm ruhig auch die Frage stellen, wie er es denn mit dem Konsum pornografischer Darstellungen hält.

Was nicht mehr zieht, ist das Argument mit deiner Vergangenheit. Lass sie einfach vergangen sein und halte dich an das, was jetzt ist: Du hast Spaß an dieser Form von Austausch über Sex. Sie inspiriert dich und macht dich heiß. Das ist Grund genug und es ist nicht nötig, dein Handeln weiterhin mit deiner frühen Mutterschaft zu legitimieren. (wer)