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"Er will mit mir Sex in der Öffentlichkeit haben!"

Nach vier Jahren Beziehung konsumiert Christianes Freund immer mehr Pornos. Darauf angesprochen, äußerst er einen speziellen Wunsch.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Christiane (30) an Doktor Sex: Ich bin seit bald vier Jahren mit meinem Freund zusammen. In letzter Zeit erwischte ich ihn mehrmals dabei, wie er sich einen Porno reinzog. Einmal geschah dies sogar zweimal am selben Tag. Wir haben zwar Sex, aber ich merke, dass ihm dieser nicht reicht. Ich habe ihn auf seinen Pornokonsum angesprochen und er meinte, dass er gern mehr ausprobieren würde. Unter anderem fordert er auch Sex in der Öffentlichkeit mit mir.

Nun bin ich aber definitiv nicht der Typ Frau, die überall Sex haben will. Und es macht mich auch nicht an, in einem Park oder anderswo, wo es neben uns auch noch andere Menschen hat, mit meinem Freund zu bumsen. Muss ich auf diese Wünsche von ihm eingehen, da sonst unsere Beziehung kaputtgeht? Oder darf ich für mich diese Grenze ziehen? Und wie soll ich ihm meine Haltung kommunizieren?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Christiane

Der selbst- und sozialverträgliche Umgang mit Pornografie erfordert ein paar Schlüsselkompetenzen. Dazu gehören insbesondere auch die Fähigkeit, Fiktion und Wirklichkeit klar auseinanderhalten zu können, sowie der bewusste Umgang mit den eigenen Fantasien. Wer nicht über diese Skills verfügt, läuft Gefahr, in seinem Sexualleben schnell ein heilloses Durcheinander anzurichten.

Aufgrund deiner Schilderungen muss ich annehmen, dass dein Partner seinen Umgang mit gezeigter Sexualität und auch seine Impulse eher nicht im Griff hat. Sonst würde er dich nämlich nicht derart unbedarft mit Forderungen konfrontieren, sondern erst einmal ein Gespräch anregen über eure Sexualität und die Möglichkeiten, wie diese allenfalls auch noch gestaltet werden könnte.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass zwei Menschen, die zusammen eine Beziehung eingehen, unterschiedliche Vorstellungen von Sex haben. Zu Beginn werden diese Verschiedenheiten aber meist nicht gleich sichtbar. Einerseits, weil die meisten im Sturm der Gefühle vollumfänglich mit dem zufrieden sind, was sie gerade haben, und andererseits, weil sie sich zurückhalten, um ihr Gegenüber nicht vor den Kopf zu stoßen.

Nach einiger Zeit drängen sich die verdrängten Inhalte aber wieder ins Bewusstsein – umso mehr noch, wenn es sich um Bedürfnisse handelt, auf deren Befriedigung jemand nicht verzichten möchte. Schafft man es dann, sich als Paar darüber zu verständigen, kann die sexuelle Beziehung sich wandeln und erweitern. Viele trauen sich aber nicht, dies zu tun. Stattdessen lassen sie den Sex einschlafen und verabschieden sich in Fantasiewelten und Kompensationen.

Selbstverständlich darfst du deine Grenze dort ziehen, wo dir die Ansprüche deines Partners zu weit gehen. Am einfachsten tust du das ohne Umschweife und in unmissverständlichen Worten. Nachdem die Positionen sichtbar gemacht sind, beginnt die eigentliche Arbeit für euch als Paar ja erst. So dürfte dann beispielsweise die Frage zu klären sein, ob dein Freund auf die Verwirklichung seines Wunsches verzichten will. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)