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"Es verletzt mich so, dass er Pornos schaut!"

Jennys Freund lenkt sich manchmal mit Sexfilmen vom Stress bei der Arbeit ab. Erst dachte sie, dass sie damit umgehen könne.

Heute Redaktion
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Pornos zu schauen, ist für manche Männer eine Freizeitbeschäftigung.
Pornos zu schauen, ist für manche Männer eine Freizeitbeschäftigung.
Bild: Fotolia

Frage von Jenny (22) an Doktor Sex: Ich bin seit knapp zwei Jahren mit meinem ersten richtigen Freund zusammen. Ich bin sehr glücklich, wahnsinnig verliebt und möchte keinen anderen Mann. Jedoch gibt es etwas, das mich immer wieder einholt und belastet: Mein Freund hat mir vor einer Weile offen gesagt, dass er Pornos schaut und sich dazu selbst befriedigt. Anscheinend hilft ihm dies, abzuschalten, wenn er gestresst ist. Im ersten Moment dachte ich, dass mich das nicht weiter stört. Leider zerbreche ich mir aber nun doch ständig den Kopf darüber.

Er versicherte mir, dass er für mich darauf verzichten könne. Trotzdem tut er es noch und schaut sich zudem auch regelmäßig Fotos von Frauen auf Facebook oder von seiner Ex-Freundin an. Das stört mich noch tausendmal mehr.

Ich fühle mich erniedrigt, bin verletzt und frage mich, ob ich zu wenig attraktiv bin, ob ich ihm zu wenig geben kann im Bett oder ob er etwas vermisst, was er früher hatte. Ich denke, ich sollte mich meinen Ängsten stellen und ihn nochmals offen darauf ansprechen. Hast du mir einen Tipp wie ich das am besten tun kann oder wie ich lernen kann, um damit umzugehen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Jenny

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Zu schweigen und zu versuchen, für dich allein mit dem umzugehen, was dein Freund in der virtuellen Welt so treibt, ist keine Lösung. Das World Wide Web mit seinen unzähligen Möglichkeiten ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Daher ist es für Paare heute ein Muss, den Umgang damit und die Auswirkungen, die dieser auf die Beziehung haben kann, zum Thema zu machen und sich auch über die Rahmenbedingungen zu unterhalten, die man sich diesbezüglich in der Partnerschaft geben will.

Was du tun musst, ist eigentlich ganz einfach. Sag deinem Freund in einer ruhigen Minute, dass du wider Erwarten feststellen musstest, wie sehr dich seine Ausflüge in die Welt der pornographischen Fiktion und ins Web 2.0 beunruhigen. Lege ihm gleichzeitig auch dar, welche Gefühle an dir nagen, seit er dir offen gesagt hat, was er im Netz manchmal treibt. Und konfrontiere ihn danach sachlich und ohne vorwurfsvollen Unterton mit den Fragen, die du auch mir gestellt hast.

Im Rahmen dieses Gesprächs dürfte auch die Art deiner Informationsbeschaffung ein Thema werden. Dein Freund wird nämlich unschwer feststellen können, dass du ihm nachspioniert haben musst, um seine Gewohnheiten zu kennen. Sinnvollerweise legst du daher gleich zu Beginn offen, dass du deiner Angst und deinem Misstrauen gefolgt bist und statt sofort das Gespräch zu suchen dich hast hinreißen lassen zu Methoden, die ihrerseits ebenfalls Anlass geben zu Misstrauen – und berechtigtem Zorn über diese Grenzüberschreitung.

Da ihr aber beide Anlass habt, aufeinander wütend zu sein und es zudem kaum möglich sein wird, den oder die Schuldigen zu finden für euer Schlamassel, rate ich euch, gar nicht erst damit zu beginnen, euch gegenseitig Vorwürfe zu machen. Findet stattdessen heraus, was euch wichtig ist im Zusammensein miteinander. Und installiert eine Gesprächs- und Streitkultur, die euch schonungslose Ehrlichkeit ermöglicht im Umgang mit moralischen Fragestellungen. Viel Glück!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

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