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"Everest": Interessant, opulent, aber nicht mitreißend

Heute Redaktion
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Wer den höchsten Gipfel der Erde erklimmen will, muss damit rechnen, als tiefgefrorene Leiche zu enden: Der Mount Everest lockt bis heute Abenteurer aus der ganzen Welt nach Nepal und fordert immer wieder Opfer. Baltasar Kormákur ("Contraband") inszenierte nun eine der größten Everest-Tragödien als bildgewaltiges 3D-Spektakel, dem allerdings der Mitfieber-Faktor fehlt.

Wer den höchsten Gipfel der Erde erklimmen will, muss damit rechnen, als tiefgefrorene Leiche zu enden: Der Mount Everest lockt bis heute Abenteurer aus der ganzen Welt nach Nepal und fordert immer wieder Opfer. Baltasar Kormákur () inszenierte nun eine der größten Everest-Tragödien als bildgewaltiges 3D-Spektakel, dem allerdings der Mitfieber-Faktor fehlt.

1996: Der Neuseeländer Rob Hall () verdient seinen Lebensunterhalt damit, Bergsteiger zum Gipfel des Mount Everest zu führen. Für circa 65.000 US-Dollar kann man sich den Traum erfüllen, einmal am Dach der Welt zu stehen.

Längst hat sich das Geschäftsmodell als Kassenschlager entpuppt und zahlreiche Nachahmer auf den Plan gerufen. Als Hall mit seiner Gruppe - unter anderem dem Postboten Doug Hansen (John Hawkes), dem Journalisten Jon Krakauer (Michael Kelly) und dem texanischen Arzt Beck Weathers (Josh Brolin) - im Basislager eintrifft, wimmelt es dort nur so von Neuankömmlingen.

), ihre Touren zusammenzulegen. Am 10. Mai wagen sie den Aufstieg zur Spitze des Everest, werden dabei aber von einem Unwetter überrascht.

Interessante Story ohne Einfühlbonus

Die Ereignisse, auf denen der Film beruht, gilt als eine der bekanntesten Everest-Tragödien aller Zeiten. Ein Grund dafür ist ihre immense Opferzahl - acht Menschen verloren am 10. und 11. Mai 1996 ihr Leben auf dem Berg - ein anderer die ungewöhnlich hohe Dichte an Erlebnisberichten, die von Überlebenden des Unglücks veröffentlich wurden. Der bekannteste trägt den Titel "In eisige Höhen" und stammt von Jon Krakauer (). Dass "Everest" auf diesen Quellen basiert, merkt man der Produktion auch an.

Wie es sich tatsächlich anfühlt, mit erforenen Finger durch die Todeszone zu torkeln, kann ein Film natürlich nicht vermitteln. Aber die majestätische Aura des Everest, die Anziehung und Gefahr, die von ihm ausgehen, bekommt man im Kinosessel definitiv zu spüren. Das liegt an Kormákurs opulenten Bildern (nicht an der 3D-Technologie), aber auch am wohltemperierten Plot des Dramas. Der Regisseur lääst sich in seiner Erzählung Zeit und die Katastrophe erst sehr spät über seine Charaktere hereinbrechen.

Was aus diesen wird, bewegt allerdings weit weniger als gedacht. Eines ist "Everest" nämlich nicht: Mitreißend. Zuviel passiert gleichzeitig und an verschiedenen Stellen des Berges, zu unklar bleibt, wie knapp die Bergsteiger nun tatsächlich von Rettung bzw. Verdammnis entfernt sind. Man verliert die Figuren schnell aus den Augen, die Empathie hält sich in Grenzen. Das ist nicht unbedingt schlecht - "Everest" ist eben mehr ein Film über den Berg als über die Gipfelstürmer, aber nicht das durch den Trailer versprochene packende Action-Drama.

"Everest" startet am 17. September in den österreichischen Kinos.