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"Everybody Wants Some!!": Witzige Bubenfantasie

Heute Redaktion
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Mit "Everybody Wants Some!!" legt Richard Linklater eine Art Fortsetzung seiner Kultkomödie "Dazed and Confused" aka "Confusion - Sommer der Ausgeflippten" vor. Blake Jenner spielt die Hauptrolle in der Collegekomödie.

Mit "Dazed and Confused" brachte der gefeierte "Boyhood"-Regisseur Richard Linklater 1993 eine Highschool/Kiffer-Komödie in die Kinos. Thematisch lässt sich "Everybody Wants Some!!" als Fortsetzung des Kultfilms bezeichnen. Sie dreht sich um eine Baseballmannschaft an einem texanischen College Anfang der Achtziger.

Das Wochenende vor Semesterbeginn: Jake (Blake Jenner) zieht ins Verbindungshaus der College-Baseballmannschaft ein, für die er in den nächsten Jahren spielen soll. Unter den jungen Männern herrscht ein harter Konkurrenzkampf. Durch ihren unbändigen Partywillen geeint, ziehen sie um die Häuser, um Studentinnen ins Bett zu kriegen. Dabei schaut auch die eine oder andere Lektion fürs Leben heraus.

Unbekannte

Schon in "Dazed and Confused" setzte Richard Linklater auf weitgehend unbekannte Schauspieler. Einige davon, wie etwa Ben Affleck, Matthew McConaughey und Milla Jovovich, haben sich seither zu Superstars gemausert. Unter den jungen Wilden aus "Everybody Wants Some!!" sticht bisland nur ein Name hervor: Tyler Hoechlin gilt als großes Talent, seit er Tom Hanks' Sohn in "Road to Perdition" (2002) verkörperte. Demnächst wird er in (2018) zu sehen sein.

Unsympathler

In der aktuellen Linklater-Komödie spielt Hoechlin einen Topathleten und selbstverliebten Ungustl, der nichts als Baseball, Bier und Frauen im Kopf hat. Überhaupt sind die Protagonisten von "Everybody Wants Some!!" nicht sonderlich sympathisch. Kein Trick ist zu tief, um ein Mädel bespringen zu können, keine Schikane zu gemein, um einen Konkurrenten in die Schranken zu weisen. Trotzdem entwickelt diese Bande an lebensfrohen Testosteronmonstern einen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Zumindest als Vertreter des männlichen Geschlechts.

Bubenfantasie

"Everybody Wants Some!!" ist halt eine Bubenfantasie. Einmal zu den coolsten Kids am Campus gehören, nächtelang um die Häuser ziehen und reihenweise schöne Kommilitoninnen vernaschen. Das Niveau des Films ist zwar ganz klar über jenem der handelsüblichen Teenie-Komödien anzusiedeln, ernste Töne muss man aber schon sehr genau zwischen den Zeilen suchen. Der Streifen vermittelt zudem ein ur-amerikanisches Lebensgefühl, das durch die Baseball-Komponente für das Publikum aus der alten Welt nicht gerade leichter zugänglich wird.

Der Spaß kommt vor allem vom Achtziger-Flair (beispielsweise wenn die College-Jungs Sugarhill-Gang-Lyrics mitrappen), aber auch von Linklaters stilsicherem Händchen für Kultfiguren. Dem Aufreißer und Teilzeitphilosophen Finnegan (Glen Powell) und dem leicht dümmlichen Plummer (Temple Baker) ist jedenfalls eine recht hohe popkulturelle Halbwertszeit zuzutrauen.

"Everybody Wants Some!!" startet am 3. Juni in den österreichischen Kinos.