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"Extra"-Wurst für EU-Parlament

Heute Redaktion
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"Wurst-Mania" in Brüssel: Am 8. Oktober gibt Song-Contest- Siegerin Conchita Wurst vor dem EU-Parlament auf der Esplanade Solidarnosc eine einstündige Performance. Die große Mehrheit der Abgeordneten steht dem Auftritt positiv gegenüber. Kritik kommt wie erwartet von der FPÖ und von einzelnen deutschen Vertretern.

"Wurst-Mania" in Brüssel: Am 8. Oktober gibt Song-Contest- Siegerin Conchita Wurst vor dem EU-Parlament auf der Esplanade Solidarnosc eine einstündige Performance. Die große Mehrheit der Abgeordneten steht dem Auftritt positiv gegenüber. Kritik kommt wie erwartet von der FPÖ und von einzelnen deutschen Vertretern.

Eingeladen haben die bärtige Kunstfigur fünf Abgeordnete aus vier Staaten, darunter Ulrike Lunacek, bekennende lesbische EU-Mandatarin der Grünen. Ziel: ein Auftritt gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung.

Auf einem Plakat im Europaparlament wird die bärtige Diva als "Conchita, La Voix Europeenne" (die europäische Stimme) angekündigt. Das Plakat für die Performance am 8. Oktober um 13 Uhr auf der Esplanade Solidarnosc vor dem Europaparlament in Brüssel trägt die Logos der Fraktionen der Grünen, der Europäischen Volkspartei, der Sozialdemokraten, der Liberalen und der Europäischen Linken. Als Gastgeber werden neben Lunacek der niederländische Linke Dennis De Jong, die niederländische Liberale Sophia in 't Veld, die finnische Konservative Sirpa Pietikäinen und der italienische Sozialdemokrat Daniele Viotti genannt.

Conchita Wursts Statement dazu: "Wenn man sich für mehr Liebe, Respekt und Toleranz einsetzt, kann man nur ein Teil einer viel größeren Bewegung sein, die auch von den Menschen Europas und von der Politik getragen wird - und leider von manchen Kräften auch bekämpft wird." Ihr sei wichtig, für ein Europa der Aufklärung, der Menschenwürde und der Gleichstellung einzutreten: "Die Parteifarbe ist mir dabei vollkommen egal, solange Menschlichkeit im Vordergrund steht."

ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas sieht dem Auftritt freudig entgegen: "Wir freuen uns, dass die Siegerin des Eurovision Song Contest auch im Europäischen Parlament auftritt. Offenheit, Toleranz und Antidiskriminierung sind Werte der EU."

Jörg Leichtfried, Delegationsleiter der SPÖ-Europaabgeordneten, nannte den Auftritt von Wurst "ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Menschenrechte. Gerade das EU-Parlament ist ein Haus der Vielfalt, immerhin vertritt es 504 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Conchita Wurst ist eine Botschafterin der Vielfalt", sagte Leichtfried: "Ich freue mich auf ihren Auftritt."

"Travestishow als Ausdruck politischer Dekadenz"

Dagegen stellte FPÖ-Delegationsleiter Harald Vilimsky angesichts von Massenarbeitslosigkeit, Pleitewellen und Kriegen in der Welt die Frage: "Wer braucht vor diesem Hintergrund die Wurst? Dazu kostet das ganze Spektakel noch gut 20.000 Euro. Das ist völlig überflüssig. Die EU versagt in allen wichtigen Bereichen und holt sich eine Travestieshow nach Brüssel. Für mich ist das der Ausdruck politischer Dekadenz, welche diese EU beseelt", erklärte Vilimsky in einer Stellungnahme.

Auch der Delegationsleiter der deutschen CDU/CSU-Gruppe im Parlament, Herbert Reul, sagte gegenüber dem "Handelsblatt", dass er "nicht ganz begreife, wie damit der europäischen Sache gedient sein soll". Beatrix von Storch, Europaabgeordnete der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD), bezeichnete in der Wochenzeitung "Junge Freiheit" den Auftritt Wursts als "bestenfalls für überflüssig" und forderte, das EU-Parlament solle seine Aufmerksamkeit auf die Menschen im Irak und Syrien konzentrieren, anstatt sich "laufend um unsere vielfältige Sexualität zu drehen".