Österreich

"Fahrtendienst gefährdet meine todkranke Tochter"

Simona A. (22) leidet an Knochenkrebs und hat das Recht auf Alleintransporte bei einem Fahrtendienst. Doch dieser hält sich nicht immer daran.

Heute Redaktion
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Tamara A. (45) ist über Fahrtendienst verärgert.
Tamara A. (45) ist über Fahrtendienst verärgert.
Bild: Sabine Hertel

Vor über neun Jahren verlor Tamara A. (45, Name geändert) ihren Mann an Speiseröhrenkrebs. Seit fünf Jahren leidet auch Tochter Simona (Name geändert) an Knochenkrebs. Tapfer kämpft die 22-jährige Wienerin gegen die tückische Krankheit an: Doch immer wieder gibt es Rückschläge, und Simona muss sich einer Chemotherapie unterziehen.

Dabei erhält sie Immunsuppressiva – Medikamente, die ihr Immunsystem unterdrücken. Dies macht die junge Frau wiederum sehr anfällig für Viren und Bakterien. Daher wurden ihr für Fahrten (zum Krankenhaus und wieder nach Hause) von der Wiener Gebietskrankenkasse Alleintransporte bei einem Fahrtendienst genehmigt.

Andere Patientin saß schon im Minibus

Das Problem dabei: "Obwohl ich bei der telefonischen Bestellung immer wieder angebe, dass wir einen Alleintransport brauchen, hat sich der Fahrtendienst schon dreimal nicht daran gehalten. Zuletzt am 26. November. Da wollten wir zu einer Behandlung ins St. Anna Kinderspital. Als wir hinuntergekommen sind, haben wir gesehen, dass bereits eine Patientin im Minibus gesessen ist. Wir sind auch nicht direkt ins St. Anna gefahren, sondern zuerst ins Hanusch Krankenhaus", ist Mama Tamara A. verärgert.

Gerade jetzt wäre eine Infektion gefährlich für Simona: Denn die 22-Jährige wird morgen, Donnerstag, operiert, da in ihrem Körper Metastasen entdeckt wurden – wieder einmal. Nach einer Knochen-Transplantation saß Simona lange im Rollstuhl, zwei Finger mussten ihr bereits amputiert werden. In ihrer Hand und ihrem Arm wurden bereits Metastasen entdeckt, derzeit sind Lunge und Lymphknoten befallen.

"Eigenes Auto kann ich mir nicht leisten"

Dauerhafte Alternativen zum Fahrtendienst sieht Tamara A. nicht: "Ein eigenes Auto kann ich mir als Alleinerzieherin in Hospiz-Karenz nicht leisten. Wir weichen jetzt manchmal auf ein Taxi aus, aber das ist auch teuer."

Und noch ein weiteres Erlebnis stößt der zweifachen Mutter aus Meidling auf: "Im Sommer war unser Aufzug kaputt. Wir wohnen im 2. Stock, und Simona konnte nach der Behandlung nicht gehen. Ich habe den Fahrtendienst-Fahrer gebeten, dass er mir hilft, Simona hinaufzutragen, aber er hat gemeint, er darf das rechtlich nicht. Also habe ich sie allein geschleppt", erinnert sich die 45-Jährige.

Nach "Heute"-Nachfrage Einzeltransport plötzlich möglich

"Heute" fragte beim betroffenen Fahrtendienst bezüglich der unterlassenen Alleintransporte nach: "Im uns vorliegenden Auftrag war leider nicht vermerkt, dass Frau A. aufgrund ihrer Immunsuppression als Einzeltransport befördert werden muss. Da dieser Sachverhalt natürlich nicht zufriedenstellend ist, haben wir mit der Leitstelle umgehend Rücksprache gehalten – der Transportauftrag wurde sofort abgeändert. Frau A. kann durch den geänderten Fahrtauftrag nun als Einzeltransport befördert werden."