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"Fast jede Nacht träume ich von anderen Männern!"

Erna sehnt sich danach, richtig begehrt zu werden und erfüllenden Sex zu haben. Soll sie deshalb ihren Freund verlassen?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Erna (27) an Doktor Sex: Ich (27) bin seit neun Jahren in einer Beziehung und fühle mich glücklich. Wir haben kaum Streit und ähnliche Ansichten, was die gemeinsame Zukunft angeht. Jedoch haben wir auch sehr selten Sex. Dies liegt an mir, denn ich fühle mich einfach nicht mehr so stark zu ihm hingezogen wie noch vor ein paar Jahren.

Wenn wir Sex haben, wünsche ich mir jeweils, dass es schnell vorbei ist – eigentlich befriedige ich mich lieber selber. Fast jede Nacht träume ich von anderen Männern, und tagsüber ertappe ich mich dabei, wie ich einem nachschaue oder in mir der Wunsch aufkommt, richtig begehrt zu werden. Diese Träume und Gedanken machen mich fast wahnsinnig. Ich könnte aber nie fremdgehen.

Hinzu kommt, dass ich meinem Freund nicht mehr vertraue, da ich ihn vor fünf Jahren erwischt habe, als er mit anderen Frauen schrieb. Ich habe das Gefühl, dass wir nur noch aus Gewohnheit ein Paar sind. Ist das, was ich erlebe, normal? Und woran liegt es, dass ich keine Lust mehr habe auf Sex?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Erna

Die Lust auf Sex sowie damit zwangsläufig auch die Häufigkeit der sexuellen Interaktion unterliegt großen Schwankungen. Und insgesamt wird sie im Verlauf einer langjährigen Beziehung in der Tendenz zunehmend geringer.

Obschon jeder Mensch dieses Auf und Ab sowie den Rückgang der Lust im Lauf einer Beziehung unschwer an sich selber feststellen kann, hält sich die Idee hartnäckig, dass man fortwährend Lust und daher auch regelmäßig Sex haben sollte. Viele Menschen kommen dadurch unter Druck und verlangen sich Alibiübungen ab.

Dabei wäre es letztlich ja eigentlich ganz und gar den Menschen überlassen, die zusammen eine Beziehung führen, sich zu entscheiden, ob überhaupt, wann und wie sie körperliche Nähe und Sex für sich als Paar leben wollen – so wie sie andere Angelegenheiten ja auch frei entscheiden, ohne nach links und rechts zu schauen.

Wer es nicht schafft, die Veränderungen bezüglich Lust und Intensität beim Sex in einer lange dauernden Beziehung anzunehmen und damit umzugehen, lässt letztlich seine Biologie – den Grad des Getriebenseins – darüber entscheiden, wie lange eine Verbindung dauert.

Ich denke, du befindest dich mit deinem Partner an einem Punkt, wo es darum geht, gemeinsam zu klären, wie ihr mit diesen Veränderungen umgehen wollt. Da du dich in der Beziehung glücklich fühlst, scheint es mir keine echte Möglichkeit, jetzt wegen des Sex einfach den Bettel hinzuschmeissen und dich mit einem anderen Mann zu vergnügen.

Jedoch dürfte es Sinn machen, eure Konzepte einer befriedigenden Sexualität zu überprüfen. Vieles von dem, was dazu beiträgt, sich als Frau oder Mann gesehen und auch körperlich angenommen zu fühlen, hat nämlich nichts mit Geschlechtsverkehr zu tun. Und ich bin ganz sicher, dass es Vorlieben gibt, über die ihr noch nie gesprochen habt. Verlasst die Komfortzone und nennt die Dinge beim Namen. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)