Österreich

"Fensterbohrer" muss für 6,5 Jahre hinter Gitter

Heute Redaktion
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Der "Fensterbohrer" und sein Cousin vor dem Straflandesgericht in Klagenfurt.
Der "Fensterbohrer" und sein Cousin vor dem Straflandesgericht in Klagenfurt.
Bild: ORF

Zwei albanische Cousins sind am Freitag in Klagenfurt zu längeren Haftstraßen verurteilt worden. Den Albanern konnten dutzende Einbrüche nachgewiesen werden.

Bei der Sichtung der Anklageschrift gegen zwei albanische Cousins am Straflandesgericht Klagenfurt verschlug es Richterin Michaela Sanin glatt die Sprache. So etwas habe sie noch nie gesehen, bemerkt die Richterin mit Blick auf die Aktenberge, die sich vor ihr auftürmten. Darin enthalten sind detaillierte Auflistungen der Verbrechen der beiden Cousins. Alleine die Vorarlberger Polizei erstellte ein fast zehnseitiges Dossier, in dem die "Diebestour durchs Ländle" der beiden Einbruchsprofis aus Albanien detailliert nachgezeichnet wurde.

"Tour" durch ganz Österreich

Aber Vorarlberg ist beileibe nicht das einzige Gebiet in dem das Einbrecherduo tätig gewesen sein dürfte. Auch für Tirol, Kärnten, Salzburg und auch für das europäische Ausland wurden ähnliche Aktenberge angefertigt. Insgesamt umfasst die Anklage mehr als 2.300 Seiten, auf denen die Einbrüche des "Fensterbohrers" und seines Cousins aufgezeichnet worden waren. Zur erdrückenden Beweislast gesellten sich auch noch Auswertungen der GPS-Daten der Mobiltelefone der Angeklagten. Diese Daten stimmten in allen Fällen zeitlich und örtlich mit den begangenen Diebstählen überein.

Haupttäter geständig, Cousin will von nichts gewusst haben

Der 38-jährige Haupttäter, der die Einbrüche begangen haben soll, ist bereits früher inhaftiert gewesen und soll nicht nur für Diebstähle in Österreich, sondern auch in Schweden, Deutschland und der Schweiz verantwortlich gewesen sein. Der mit dem Spitznamen "Fensterbohrer" betitelte Mann zeigte sich geständig, sein Cousin hingegen war sich keiner Schuld bewusst. Er habe seinen älteren Cousin lediglich gefahren und er habe absolut keine Ahnung gehabt, was dieser während der kurzen Pausen getan hätte, die die beiden meisten mitten in der Nacht eingelegt hatten. Der Haupttäter bestätigte diese Version der Tathergänge, das Gericht fand die Geschichte dennoch nicht besonders glaubwürdig.

Die Kunst des Einbruchs von Youtube gelernt

Das Gericht zeigte in der Verhandlung immer wieder auch Fotos von den Einbruchsorten und den aufgebohrten Fenstern. Die Bohrlöcher sind in allen Fällen an fast genau denselben Stellen angesetzt worden sein, andere Spuren konnten kaum sichergestellt werden. Die Richterin interessierte sich wie der Angeklagte das so professionell hinbekommen habe. Die bizarre Antwort des "Fensterbohrers"? Youtube enthalte sehr gute Anweisungen zum Aufbohren von Türen und Fenstern. So lernte der Albaner alles, was er über das Diebeshandwerk wissen musste.

Fensterbohrer: "Habe nur leere Häuser ausgesucht"



Der Haupttäter versuchte als mildernden Umstand anzuführen, dass er sich ja eh nur leerstehende Häuser für seine Einbrüche ausgesucht hätte. Das Gericht zeigte sich jedoch von dieser Argumentation wenig überzeugt und verurteilte den Mann zu sechseinhalb Jahren Haft. Der jüngere Cousin des Haupttäter fasste zweieinhalb Jahre Gefängnisstrafe aus, was ihm allerdings überhaupt nicht passen wollte. Als ihm sein Dolmetscher die Strafe erklärte regte sich der Beklagte fürchterlich auf, sein Anwalt erbat schließlich eine dreitägige Bedenkzeit. Die Anwälte der Beklagten meldeten Nichtigkeitsbeschwerden und Berufung an. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

(mat)