Österreich
"Fettsack": Rekrut aus gekränktem Stolz getötet?
Nach dem Todesschuss in der Wiener Albrechtskaserne steht nun ein Mord aus gekränkter Ehre im Raum. Ein Häftling brachte den Staatsanwalt auf die Spur.
Ein Einbrecher, der Bundesheer-Todesschütze Ali Ü. (22) im Gefängnis kennenlernte, könnte den verworrenen Kasernen-Krimi klären. Als Hausarbeiter hatte er in der Justizanstalt Wien-Josefstadt Kontakt zu Ali Ü.
"Kurzschlusshandlung"
Dieser soll ihm im Häf'n eröffnet haben, dass sein autoritärer Vater ihn zwang, zum Heer zu gehen, „um ein Mann zu werden". Auch mit Ismail M. (20), den er angeblich nur erschoss, weil er mit dem Gewehr in der Hand gestolpert war, dürfte das Verhältnis angespannt gewesen sein: „Er erzählte mir, dass Ismail ihn gehänselt hat. Er nannte ihn auf türkisch „sisko", also Fettsack", so der ehemalige Mitgefangene. Über den Tathergang soll Ali Ü. gesagt haben: „Ich habe abgedrückt, weil ich neben mir gestanden bin. Es war eine Kurzschlusshandlung."
"Öfter mit Gewehr gespielt"
Auch laut anderer Heereskameraden soll Ali Ü. zuvor schon öfter „mit dem Gewehr hantiert, es repetiert und durch das Zielfernrohr geblickt" haben. „Lebensfremd und unplausibel", sei die Unfallvariante, die der Schütze auftischte, so das Oberlandesgericht nun. Nachvollziehbar hingegen: „Eine Kurzschlusshandlung aus gekränkter Ehre oder Überreiztheit".
Sollte Ali Ü. wegen Mordes verurteilt werden, droht ihm im schlimmsten Fall eine lebenslange Haftstrafe. Für Ali Ü. gilt die Unschuldsvermutung. (coi)