Szene

'Feuersnot': Zauberer will Sex in der Volksoper

Heute Redaktion
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Richard Strauss feiert am 11. Juni seinen 150. Geburtstag und nur die Volksoper widmet ihm eine Premiere. Seine "Feuersnot" wurde am Samstagabend ein voller Erfolg. Im Mittelpunkt steht ein hormongesteuerter Zauberer, der ganz München erpresst, wenn er keinen Sex bekommt.

Richard Strauss feiert am 11. Juni seinen 150. Geburtstag und nur die Volksoper widmet ihm eine Premiere. Seine "Feuersnot" wurde am Samstagabend ein voller Erfolg. Im Mittelpunkt steht ein hormongesteuerter Zauberer, der ganz München erpresst, wenn er keinen Sex bekommt.

Richard Strauss' "Feuersnot" ist eine der wenigen Opern des Komponisten, die nicht rauf und runter gespielt werden. Dass man aber auch diese Chorhumoreske ansprechend auf die Bühne bringen kann, hat am Samstagabend die Volksoper unter Beweis gestellt.

Strauss hatte das Werk 1901 geschrieben und mit Wagner-Zitaten gespickt. Die ironische Kritik an seiner Heimatstadt München wurde 1912 von Strauss selbst dirigiert. Ernst von Wolzogen liefert ihm im bayerischen Dialekt eine Geschichte aus dem mittelalterlichen München.

Abgewiesener Zauberer will Sex, sonst bleibt München dunkel

Der junge Zauberer Kunrad verschaut sich in die Bürgermeistertochter Diemut. Diese foppt ihn jedoch, worauf er aus Rache in der ganzen Stadt die Lichter ausgehen lässt. Als Draufgabe bekommen die Münchner in einer Brandrede zu hören, wie schlecht sie seinen einstigen Meister Reichhart (vulgo Richard Wagner) behandelt haben und stellt klar, was geschehen muss, damit die Feuer wieder angehen: "Aus heiß jungfräulichem Leibe das Feuer euch neu erflammt." Am Ende opfert Diemut ihr Hymen und den Münchnern geht wieder ein Licht auf.

Sex-Story zu heiß für die Zensur

Bei der Feuersnot lodert die Glut in der Hose statt im Herd - auch wenn von Wolzogen schweinische Ausdrücke stets durch "Lirum Larum" ersetzt werden. Kein Wunder also, dass bei der "Feuersnot" die Zensur hellhörig wurde. Das passierte davor noch bei keinem Strauss-Stück.

Gleich zwei Chöre lassen die Wände der Volksoper wackeln

Die Hauptakteure sind bei "Feuersnot" allerdings nicht die 15 Solisten, sondern der große Chor. Dazu kommt noch ein Kinderchor. Gemeinsam geben sie Gas und lassen die Wände des Hauses zittern. Dieser Masse an Sängern braucht ihren Platz, weshalb das Orchester im hinteren Bereich der Bühne positioniert ist. Das bringt leider einen eher dumpfen Klang mit sich.

Tolle Diemut, "mittel"mäßiger sexhungriger Kunrad

Kristiane Kaiser als Diemut überzeugt stimmlich mit klarer Höhe und fülliger Tiefe. Dietmar Henschel hingegen konnte bei seinem Volksoperndebüt als feuerzaubernder, hormongetriebener Kunrad lediglich in der Mittellage überzeugen. Die Tiefe der Partie ist ihm zu viel und in der Höhe offenbaren sich immer wieder evidente Intonationsschwächen.

"Feuersnot" von Richard Strauss in der Volksoper

Währinger Straße 78, 1090 Wien

Dirigent: Hans Graf

Mit Kristiane Kaiser/Diemut

Dietrich Henschel/Kunrad

Weitere Aufführungen am 18. und 22. Juni

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