Österreich

"Folter"-Heim-Prozess: Leiterin wusste von nichts

Heute Redaktion
Teilen

Mit Zeugenbefragungen ist am Landesgericht Krems ein Prozess um die angebliche Misshandlung eines ehemaligen Zöglings fortgesetzt worden. Die Hauptbelastungszeugin, eine im Jahr 2008 gekündigte Erzieherin, habe ihr nie von dem Vorfall berichtet, sagte die Heimleiterin der "Kinderwelt Stiefern" vor Gericht aus. Der Verteidiger sieht in der Verhandlung eine "Hetzkampagne".

fortgesetzt worden. Die Hauptbelastungszeugin, eine im Jahr 2008 gekündigte Erzieherin, habe ihr nie von dem Vorfall berichtet, sagte die Heimleiterin der "Kinderwelt Stiefern" vor Gericht aus. Der Verteidiger sieht in der Verhandlung eine "Hetzkampagne".

Wegen Körperverletzung und gefährlicher Drohung ist der Gesellschafter der Einrichtung im Waldviertel, in der bis zu 70 Kinder aus Wien und Niederösterreich untergebracht sind, angeklagt. Er soll laut Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2008 einen damals Zwölfjährigen mit einem Gehstock am Fuß verletzt, ihn am Genick gepackt und ins Bad geschleift und dort seinen Kopf unter Wasser gedrückt haben. Der Arzt hatte sich nicht schuldig bekannt, mit dem Zögling sei er nie zusammengetroffen. Sein Verteidiger ortete in der Verhandlung im September eine "Hetzkampagne" gegen seinen Mandanten.

Leiterin war nicht informiert

Die aktuelle pädagogische Leiterin, seit 20 Jahren in der "Kinderwelt" beschäftigt, gab an, dass ihr die 2008 gekündigte Betreuerin nie von jenem Vorfall, mit dem sich das Gericht nun befasst, berichtet hatte. Auch der Bursch selbst habe ihr nicht erzählt, dass er verletzt worden war. Der Kontakt mit den Pflegeeltern sei nicht unterbunden worden, und die Termine der Heimaufsicht seien immer "sehr offen" abgelaufen, meinte die Zeugin.

Ehemalige Betreuerin erhebt Vorwürfe

Nach dem Vorfall im Bad sei der Zwölfjährige - nass bis auf die Schultern - nicht ansprechbar und im Nacken "blau" gewesen. An blutende Wunden, wie sie vor der Polizei angegeben hatte, konnte sie sich nicht mehr erinnern. Anwalt Hubert Sacha zeigte auf, dass sich die Frau nicht an die Heimaufsicht gewandt hatte und dann 2008 bei der Polizei zwar Missstände in 18 Punkten anprangerte, den Vorfall aber nicht erwähnte.

"So einen Vorfall hat es nie gegeben", erklärte die Frau des Beschuldigten. Dieser sei nicht ins operative Geschäft eingebunden. Die ehemalige Betreuerin "führt einen Vernichtungskrieg gegen Stiefern und insbesondere gegen meinen Mann", meinte sie. Von niemandem sonst seien irgendwelche Vorwürfe zu hören. Andere belastende Aussagen von Kindern so um 2005 herum, die Opferanwältin Eva Plaz nachfragte, seien "erst viel später" gekommen - von Kindern aus der Gruppe der Erzieherin.

Vertagt auf unbestimmte Zeit

Am Mittwoch ist der Prozess fortgesetzt worden. Den Angeklagten Belastendes war nicht zu hören. Niemand hatte den Mann mit einem Spazierstock gesehen, mit dem er angeblich den Kindern Angst machen wollte. Das Verfahren wurde wegen beantragter weiterer Zeugen und Einholung von Gutachten auf unbestimmte Zeit vertagt.