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"Für Gags entschuldigen wir uns nicht"

Heute Redaktion
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Zum Anlass ihres neuen Programms "STERMANN" hat "Heute" mit den beiden "Willkommen Österreich"-Kabarettisten gesprochen. Dirk Stermann und Christoph Grissemann über ihre Gags, Lampenfieber und die Grenzen des guten Geschmacks.

Zum Anlass ihres neuen Programms "STERMANN" hat "Heute" mit den beiden "Willkommen Österreich"-Kabarettisten gesprochen. Dirk Stermann und Christoph Grissemann über ihre Gags, Lampenfieber und die Grenzen des guten Geschmacks.

Heute: Wieviele Gags schreibt ihr selbst?

Christoph Grissemann: Etwa 20 Prozent. Der Rest wird von unserem Autoren-Team geschrieben.

Dirk Stermann: Etwa die erste Viertelstunde ist vorgeschrieben, also der Part, in dem wir stehen. Dann wird improvisiert. In den USA werden die Shows meist zur Gänze vorgeschrieben.

Heute: Die Gags über Lungenhochdruck (in Zusammenhang mit einem geplatzten Charity-Event von Ambros und Fendrich, Anm.) und die Sniper (Grissemann hatte im Zusammenhang mit der FPÖ die rhetorische Frage in den Raum gestellt: "Wo bleiben die Sniper, wenn man sie braucht", Anm.) waren also improvisiert?

Grissemann: Nein, die waren vorgeschrieben.

Heute: Der ORF hatte sich für die Gags entschuldigt. Steht ihr hinter dieser Entschuldigung?

Grissemann: Wir haben uns bei dem Mädchen entschuldigt, das unter der unheilbaren Krankheit Lungenhochdruck leidet und sich angesprochen gefühlt hat. Für die Gags an sich entschuldigen wir uns nicht.

Heute: Wo zieht ihr die Grenzen des "guten Geschmacks"?

Stermann: Unsere Sendung bewegt sich immer im Grenzbereich. Der "gute Geschmack" ist sehr subjektiv. Es ist eigentlich immer vielmehr die Frage, ob ein Gag funktioniert, oder nicht.

Heute: Diskutiert ihr da im Vorfeld der Sendung, ob ihr mit dem einen oder anderen Gag vielleicht zu weit geht?

Stermann: Nein, wir diskutieren darüber, ob der Inhalt ankommt, oder nicht.

Heute: Funktioniert ihr eigentlich nur zu zweit? Oder könnte sich einer von euch auch vorstellen, alleine aufzutreten?

Stermann: Wenn du alleine bist, wirst du irgendwann geistesgestört. Ich habe das im Rahmen meiner Buch-Tournee erfahren. Das ist nichts für mich.

Heute: Ihr seid ja extrem viel zusammen. Gab es da schon einemal die Überlegung "Mir reicht´s. Ich will raus"?

Grissemann: Wir streiten manchmal sehr. Immerhin stehen wir gemeinsam 180 Tage im Jahr auf der Bühne. Dann raufen wir uns wieder zusammen. Würden wir uns trennen, dann wäre das wohl so wie "Beate Uhse" und der "Orion Versand".

Stermann: Oder wie die Brüder, die nach ihrem Streit zwei konkurrierende Unternehmen, "Adidas" und "Puma", gründeten.

Heute: Habt ihr euch einmal übelegt, mit anderen Kabarettisten gemeinsam aufzutreten? Das ist ja in Österreich durchaus üblich.

Stermann: Absolut keine Lust. Wir sind mit anderen nicht kompatibel.

Grissemann: Ich würde mir komisch vorkommen, und dem anderen Kabarettisten immer den Vortritt lassen. Aus Höflichkeit.

Heute: Habt ihr überhaupt ein Privatleben?

Stermann: Ja, wir haben ja zwei Monate Sommerpause. Aber über unser Privatleben, darüber reden wir nicht. Man weiß ja auch nichts über den Hader privat.

Heute: Habt ihr noch Lampenfieber vor euren Shows?

Stermann: Vor einer neuen Show gibt es schon so etwas wie Unsicherheit.

Heute: Ben Becker hat, als er bei euch in der Show war, angedeutet, dass ihr euch vor der Show dopt. Was meinte er?

Stermann: Das ist so, wie wenn man Gäste zum Abendessen empfängt. Da trinkt man vorher einen Aperitif. Das tun wir auch mit unseren Studio-Gästen. Das lockert auf. die Deutschen sind das nicht gewohnt. Da gibt es vor der Show Wasser. Wie das die calvinistische Kultur eben verlangt.

Heute: Bei eurer neuen Show sind ja auch wieder Auftritte in Berlin geplant. Müsst ihr da Texte adaptieren?

Grissemann: Das Programm ist so, dass man die Gags auch in Deutschland versteht. Aber es stimmt: Unsere Gags funktionieren zu einem gewissen Prozentsatz in Deutschland nicht.

Stermann: 90 Prozent des deutschen Publikums lacht an der selben Stelle wie das österreichische. Und das bissl Prozent der Witze, die unverständlich sind, wird leicht umgeschrieben.

Heute: Warum bringt ihr nicht mehr Fritz Plasser?

Stermann: Stimmt, Plasser fand ich auch sehr lustig. Aber den kennen die meisten nicht.

Maria Jelenko

Ab 21. Oktober, Rabenhof Theater