Wirtschaft

"Ging mit 300.000 Euro über den Stephansplatz"

Heute Redaktion
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In Wien wird Heute, Mittwoch der Telekom-Prozess mit einer brisanten Zeugenaussage fortgesetzt. Geladen ist der Lobbyist Peter Hochegger. Er soll geholfen haben, einen Börsenhändler zu engagieren.

In Wien wurde am Mittwoch der mit einer brisanten Zeugenaussage fortgesetzt. Geladen war der Lobbyist Peter Hochegger. Er erklärte das Geldkarussel und erzählte, wie er dabei half, einen Börsenhändler zu engagieren.

Für die Staatsanwaltschaft war Hochegger mit seiner Firma Valora eine Art "Geldwaschmaschine" für , so auch bei der Kursmanipulation. Um Börsenmakler Wanovits für seine Aktivitäten zu entlohnen, wurde Hochegger für eine Scheinstudie bezahlt. 1,5 Millionen flossen an ihn, Wanovits will davon 600.000 Euro in bar erhalten haben.

"Peter, die Telekom braucht deine Hilfe"

Da der Lobbyist selbst Beschuldigter in der Causa ist, hätte er sich einer Aussage entschlagen können. Das hat Hochegger aber nicht getan. Er schilderte, wie ihn Gernot Schieszler im Jahr 2004 kontaktiert habe: "Peter, die Telekom braucht deine Hilfe". Bei einem Akquisitionsprojekt in Osteuropa müssten 500.000 Euro als "Prämie" bezahlt werden, dies gehe aber wegen "Unvereinbarkeit" nicht über die Telekom-Buchhaltung. Der Telekom-Vorstand habe ihn Schieszler damit beauftragt, das zu organisieren.

"Ich rief dort an, ich brauche 250 oder 300.000 Euro"

Hochegger war zur "Hilfe" für seinen wichtigsten Kunden bereit. Er erhielt von der Telekom den Auftrag über 1,5 Mio. Euro, wovon er 500.000 Euro entnehmen und wieder an die Telekom zurückgeben sollte. An zwei Bargeldübergaben im Jahr 2004 könne er sich erinnern. Bei der ersten habe er die Hypo Vorarlberg kontaktiert, wo seine Valora AG damals ein Konto hatte. "Ich rief dort an, ich brauche 250.000 oder 300.000 Euro".

"Ging mit mulmigem Gefühl über Stephansplatz"

Das Geld habe er in Paketen zu je 50.000 Euro erhalten. "Ich ging dann mit mulmigem Gefühl über den Stephansplatz, hoffentlich überfällt mich niemand". In seiner Wohnung in der Seilergasse habe er dann Schieszler und dem mitangeklagten Josef Trimmel das Geld gegeben. "Meiner Erinnerung nach war alles verschweißt". Formell rechnete Hochegger eine Studie mit der Telekom ab - das war jedoch nur ein Scheingeschäft. "Die Studie war, um für das Projekt einen Titel zu haben und es zu verschleiern", gestand er ein.

Hochegger: "Blödheiten ordentlich auf den Kopf gefallen"

Auf eine Frage von Wanovits-Anwalt Rainer Rienmüller sagte Hochegger, dass er davon ausgegangen sei, dass das Geld tatsächlich für das Projekt verwendet werde. Er habe gewusst, dass er keinen Beleg für die Bargeldentnahme geben werde, aber nicht weiter darüber nachgedacht. Als der Sachverständige Matthias Kopetzky wissen wollte, warum er heute darüber nachdenken würde, entgegnete Hochegger: "Meine Blödheiten sind mir ordentlich auf den Kopf gefallen."

Obwohl Schieszler schon von einem Wunsch des Vorstands gesprochen habe, habe er sich dann noch beim - aus Gesundheitsgründen nicht angeklagten Ex-Prokuristen - erkundigt. Dieser habe ihm versichert, "Peter mach dir keine Sorgen, der ganze Vorstand steht dahinter". Der Auftrag zur Schein-Studie wurde dann von Fischer und diesem Prokuristen unterschrieben.

Mehrere Widersprüche

In der Befragung durch Staatsanwalt Hannes Wandl verwickelte sich Hochegger in mehrere Widersprüche. Wandl warf ihm vor, ausweichend zu antworten und hielt Hochegger, der unter Eid aussagt, Aussagen aus dem parlamentarischen Korruptions-U-Ausschuss vor - wo er ebenfalls unter Wahrheitspflicht vernommen wurde. Er habe zu wenig Unterlagen und könne sich auch nicht mehr so genau erinnern, verteidigte sich Hochegger.

Erste Zeugen sagten schon aus

Den Befragungsreigen eröffnet hatte am Vormittag der Zeuge Hans Fuhrmann, im Jahr 2004 Leiter der Abteilung Investor Relations bei der Telekom. Er sagte unter Wahrheitspflicht aus, dass er bis zuletzt der Meinung war, dass der entscheidende Kurs von 11,70 Euro, der ein Bonusprogramm für das Management auslöste, nicht erreicht wurde. Das habe er am entscheidenden letzten Tag des Beobachtungszeitraums, dem 26. Februar, auch dem damaligen Generaldirektor Heinz Sundt mitgeteilt.

Als er wieder das Büro seines Chefs verlassen habe, habe ihn ein Händler, "wahrscheinlich von der Bank Austria", angerufen und gefragt, "ob wir schon den Sekt aufgemacht haben". Er sei dann wieder zurück und habe Sundt mitgeteilt, dass der Kurs von 11,70 doch erreicht wurde. Dass er, Fuhrmann, die Kurserreichung nicht selbst bemerkt habe, begründet er damit, dass seine Daten am "Reuters-Schirm" etwas zeitversetzt aufgepoppt seien.