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"Green Room": Ultrabrutaler Action-Thriller

Heute Redaktion
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Überleben im Backstage-Raum: Nach einem Gig werden die Mitglieder einer Punkband Zeugen eines Mordes und verbarrikadieren sich in der Konzert-Location. Draußen rotten sich inzwischen Skinheads zusammen, um ihnen den Garaus zu machen.

Die Karriere von Jeremy Saulnier bekam durch "Blue Ruin" (2013) einen gehörigen Push. Sein steigender Bekanntheitsgrad ist dem Regisseur und Drehbuchautor allerdings nicht in jeder Hinsicht genehm. Aus Sorge, seine Filme im Mainstreamkino nicht mehr so blutig und düster machen zu können, wie er sie gerne hätte, verwandelte er "Green Room" in einen ultrabrutalen Thriller, der konstant an der Grenze des Erträglichen kratzt.

, im Film als Skinhead-Capo Darcy Banker zu sehen, soll das Skript so verstörend gefunden haben, dass er seinen Landsitz in England abriegelte und sich zur Beruhigung einen Scotch genehmigte. Gut, dass er trotzdem zugesagt hat: Sein Bösewicht ist mit Sicherheit ein Kandidat für die furchterregendsten Best-of-Listen des Jahres (insbesondere, wenn man auf die deutsche Synchronisation verzichtet).

Gig in den Backwoods

Bassist Pat (Anton Yelchin, bekannt als Pavel Chekov aus den neuen -Filmen) tourt mit seiner Punkband Ain't Rights durch den Nordwesten der USA. Bis auf ein paar Dollar springt nichts bei den Gigs heraus, die Gage reicht selten für die Tankfüllungen. Aus diesem Grund nehmen die Ain't Rights auch das Angebot eines jungen Radiomoderatoren an, der ihnen einen ein gut bezahltes Konzert verspricht.

Die Location liegt mitten in den Wäldern, Crew und Publikum bestehen fast ausschließlich aus Skinheads und Neonazis. Das Schlimmste steht den Ain't Rights aber noch bevor: Frisch von der Bühne gekommen stoßen sie im Backstage-Raum auf ein totes Mädchen mit Messer im Kopf. Die Skins können keine Zeugen gebrauchen, gemeinsam mit der Freundin (Imogen Poots) der Ermordeten muss die Band ums nackte Überleben kämpfen.

Der Atem stockt

"Green Room" integriert Backwoods-Horror-Elemente in einen hochspannenden Thriller-Plot, um Intensität und Grausigkeit an die Spitze zu treiben. Das Mitfiebern nimmt schnell zähneklappernde, fingernägeldezimierende Ausmaße an - vor allem, weil das Szenario nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern äußerst lebensnah erscheint. Der Atem stockt, wenn Punks und Skinheads mit Stanley-Messern, Macheten, Shotguns und Kampfhunden aufeinander los gehen.

Vor Jeremy Saulniers erbarmungs- und kompromisslosen Bildern gibt es im Kino kein Entkommen. Nicht einmal an Patrick Stewarts herausragendem Schauspiel kann man sich ergötzen, um ein wenig Ablenkung zu finden. Der Mann macht Angst! Kaum vorstellbar, dass Stewart vor Kurzem noch als Professor X (in der -Franchise) die Welt gerettet hat. Die anderen Darsteller bleiben leider großteils blass. Vor allem Anton Yelchin und Alia Shawkat kauft man das Punkerdasein nicht wirklich ab. Imogen Poots als hartgesottenes Renee gefällt da schon besser.

"Green Room" startet am 3. Juni in den österreichischen Kinos.