Österreich

"Hakenkreuz-Opfer": Prozess nach wilden Storys vertagt

Heute Redaktion
Teilen

In Wiener Neustadt stand am Montag jener Mann vor Gericht, der im Februar behauptet hatte, ihm sei ein Hakenkreuz in die Brust geritzt worden. Vermutet wird, dass er sich die Verletzung selbst zugefügt haben könnte. Seit 2012 tobt ein erbitterter Nachbarschaftsstreit. Der Richter vertagte am Montag den Prozess.

In Wiener Neustadt stand am Montag jener Mann vor Gericht, der im Februar behauptet hatte, ihm sei ein  worden. Vermutet wird, dass er sich die Verletzung selbst zugefügt haben könnte. Seit 2012 tobt ein erbitterter Nachbarschaftsstreit. Der Richter vertagte am Montag den Prozess.

Der 53-Jährige hatte im Februar angezeigt, nahe seines Wohnhauses überfallen worden zu sein, wobei ihm die Hakenkreuz-Verletzungen zugefügt worden seien. Im Zuge der Ermittlungen erhärtete sich allerdings der Verdacht der Kriminalisten, dass das "Opfer" selbst dafür verantwortlich sein könnte. Laut psychiatrischem Gutachten hat der Verdächtige "ein gesteigertes Verlangen nach Aufmerksamkeit". Der Streit sei immer wieder das tonangebende Gesprächsthema der Straße. 

Polizei: Bei der Geschichte passt "irgendwas nicht"

Beim Prozess in Wiener Neustadt gab ein Polizist an, bei den Angaben des Verletzten habe "irgendwas nicht gepasst". Ein Video einer Überwachungskamera zeigt zwar nicht den Tatort, allerdings einen anderen Pkw, der vorbeikam. Der Fahrer hätte den Überfall eigentlich bemerken müssen. 

Staatsanwältin: alles vorgetäuscht

Die Staatsanwältin vertritt den Standpunkt, dass der 53-Jähriger sich Schnitte und Stiche selbst zugefügt hatte, seine 65-jährige Ehefrau soll für ihn eine falsche Aussage getätigt und verleumdet haben. 

Anwalt: Vorwürfe gegen Polizei

Der Anwalt des Paares hingegen sieht die Fehler bei der Ermittlungsarbeit der Polizei. Die Polizei sei nur deshalb der Meinung, dass ihr Mandant sich selbst verletzt habe, weil die Beamten keine anderen Hinweise gefunden hätten. 

 

Wilde Story: Unfall vorgetäuscht, Überfall, Entführung, Hakenkreuz eingeritzt

Der Schichtarbeiter hatte im September des Vorjahres, angegeben, in Bad Fischau (Bezirk Wr. Neustadt) von drei vermummten Tätern in der Nacht vom Fahrrad gerissen worden zu sein. Das Trio hätte einen Verkehrsunfall vorgetäuscht, um ihm aufzulauern. Dann hätten ihm die Täter Schnitte und Messerstiche zugefügt, unter anderem in Form eines Hakenkreuzes. Nach der Tat hätten ihn die drei Unbekannten in einem Bachbett zurückgelassen. Laut eigener Aussage wurde der Mann immer wieder ohnmächtig, weshalb die Geschichte große Lücken aufweist. 

Wiederholte Ohnmachten, aber keine Kopfverletzung

Gegen die Story spricht, dass die Gutachterin nur Spuren des Angeklagten selbst fand und die Schnitte alle so oberflächlich waren, dass eine Selbstverletzung im Bereich des Möglichen ist. Auch Verletzungen wie sie nach einem Schlag auf den Kopf eigentlich vorhanden sein sollten, wurden keine gefunden. Anders sind aber die wiederholten Ohnmachten nicht zu erklären. 

Tachostand des Autos ist höher als er sein sollte

Für die Geschichte spricht, dass der Tacho des Autos des Angeklagten 14 Kilometer mehr anzeigt als er eigentlich sollte. Das Ehepaar gibt an, die Kilometerstände wegen eines bevorstehenden Termins in der Werkstatt auf ihrem Kalender vermerkt zu haben. 

Fortsetzung mit neuen Zeugen am 7. September

Der Tat verdächtigt wurde zwischenzeitlich der Schwiegersohn des Nachbarn. Nach drei Monaten Untersuchungshaft wurde er knapp vor Weihnachten 2015 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der Prozess wurde am Montag vertagt. Der Richter will mehrere Zeugen laden. Am 7. September soll es weiter gehen.