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"Heute"-Blog: Vierte und letzte Woche ohne Plastik

Heute Redaktion
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Julia Schneider, 21 Jahre alt, wohnhaft in St.Pölten-Wagram, Sozialpädagogin von Beruf: Sie wagt, was für viele schlichtweg unvorstellbar ist - ein Leben ohne Plastik. Vier Wochen lang wird Julia versuchen, auf alles zu verzichten, was aus dem modernen Material gefertigt ist. Und "Heute"-Leser können hautnah dabei sein! Lesen Sie täglich Julias Erfahrungen ohne Plastik und mit vielen Erkenntnissen.



+++ Lesen Sie hier Julias Erfahrungen in der ersten Woche +++




+++ Lesen Sie hier Julias Erfahrungen in der zweiten Woche +++




+++ Lesen Sie hier Julias Erfahrungen in der dritten Woche +++


Vier Wochen ohne Plastik - das Resumée:

Die letzten vier Wochen sind vergangen wie im Flug und jetzt ist es auch schon an der Zeit, noch einmal darüberzublicken und zu einem Resümee zu kommen:

Ich glaube nicht, dass es möglich ist, gänzlich ohne Plastik auszukommen. Alleine E-Card, Bankomatkarte, Handy, Computer, Auto, Schuhwerk, allerhand medizinische Hilfsmittel, Kontaktlinsen/Brille, Isolierungen von Stromkabeln, technische Geräte, etc... machten mir beim Selbsttest "4 Wochen ohne Plastik" einen Strich durch die Rechnung. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass jede und jeder etwas zum Umweltschutz beitragen kann - Stichwort ABFALLVERMEIDUNG. Am einfachsten ist es, auf das Plastiksackerl zu verzichten - stattdessen leisten einem Stoff- und Jutesackerl gute Dienste! Tatsächlich ist es mir gelungen, 4 Wochen lang kein von netten VerkäuferInnen aufgezwungenes Plastiksackerl anzunehmen. Und es war eine Leichtigkeit! Das werde ich auf jeden Fall beibehalten. Schockiert war ich, als mir bewusst wurde, wie viele Lebensmittel hundert- und dreifach unnötigst verpackt sind (z.B. Brotscheiben). Da kauft man mehr Müll als Nahrung. Auch hier kann ich nur appellieren: Bitte kaufen Sie sinnvollere Produkte! Das Schlimmste aber ist, dass man als KonsumentIn kaum Einfluss üben kann: Wissen Sie, wie mühsam es ist, nachdem man endlich ein plastikfreies Produkt nach seinen Vorstellungen gefunden hat, feststellen zu müssen, dass es in Kunststoff verpackt ist?!? (Viele Alltagsgegenstände kann man allerdings tatsächlich plastikarm/plastikfrei erwerben - hier unterstützt die Homepage www.plastikfrei.at !)

Die Drahtzieher in Sachen Umweltschutz durch intelligente Abfallwirtschaft und -vermeidung sind natürlich unsere PolitikerInnen. Die Grüne Abgeordnete für u.a. Umweltschutz, Christiane Brunner, hat diesen Selbstversuch auch gewagt. Viele gute Ideen zum Thema Abfallwirtschaft und -vermeidung entstammen ihrer Feder, so auch der Schrei nach einer ordentlichen Verpackungsverordnung, welche sicherstellen soll, dass wiederverwendbare Verpackungen gefördert werden.

Grundsätzlich gilt: Verschwendung ist nie gut und Plastik ist nicht "schlecht". Der bewusste Umgang jeder Einzelnen/jedes Einzelnen mit Ressourcen wird immer unumgänglicher. Wer auf die Plastikwindel nicht verzichten kann, schafft es vielleicht, auf's Plastiksackerl zu verzichten und zieht somit am selben Strang wie die GlasflaschenkäuferIn, wie die Kollegin, die mit Schütten Getreide kaufen geht; wie der Herr, der seine Äpfel in Holzboxen füllen lässt; wie ein Freund, der sich nur in Naturfasern kleidet; wie Opa lieber Zünder hat statt Feuerzeuge. Und auf einmal sind wir viele. Das müssen wir auch sein, denn in diesem Zeitalter haben wir außer Hoffnung nur uns und Mutter Erde - und auf die sollten wir Acht geben!

Tag 26:

Das Wetter wird allmählich besser und damit auch die Laune. Die Kinder werden bewegungshungriger und wollen raus, raus, raus. Keiner kann den Sommer erwarten. Hin und wieder fahre ich mit meinen KollegInnen und unserer Kindergruppe ins Hallenbad. Doch mein Weihnachtskeks-Depot aus dem letzten Jahr ist noch nicht abgearbeitet und so brauche ich dringend einen neuen Badeanzug! Der wird aber nicht aus Wolle sein können - sondern aus Kunststofffaser!

Eine Schwimmbrille hat auch hie und da Vorteile für KontaktlinsenträgerInnen und die Flipflops sind in seltensten Fällen aus bloßem Bambus hergestellt. Die Kids brauchen Schwimmflügerl und -reifen, am besten auch Luftmatratzen für den Urlaub, wenn es dann mit Sonnencreme in Plastiktube und bunter Kindersonnenbrille mit dem Plastikküberl und dem Schauferl an den Strand geht.

Möchte man sich auf einen plastikfreien Sommer vorbereiten, buche man am besten FKK und nehme statt Lichtschutzfaktor 50 eine Flasche Olivenöl mit.

Tag 25:

Neulich war ich beim Friseur. Gleich als erstes wurde mir die Jacke abgenommen und auf einen Plastik-Kleiderhaken gehängt. Es wurde mir ein "Schutzumgang" um den Hals "montiert", der natürlich ebenfalls aus Kunststoff war, denn man soll die ausgebüchsten Farbpatzen ja wieder runterkriegen, ohne dass sie es sich in dem Stück Stoff allzu gemütlich machen.

Nach dem Waschen schmiert mir die Frisöse dann die im Plastikschüsserl angemischte Creme ins Haar, hilft sich dabei mit ihrem Plastik-Stielkamm. Eine andere Dame serviert mir inzwischen einen Espresso, auf einem Plastiktablett. Während des Pinselns (mit dem Plastikpinsel) wurden mir allerhand innovative Produkte angeboten - allesamt in einer Kunststoffverpackung, versteht sich.

Auch gefönt wurde ich - mit einem Fön aus *Trommelwirbel* Kunststoff. Ja, ich glaube, sogar der Sessel auf dem ich saß, war nicht ganz ohne den.

Nun: Wenn man selbst darauf achtet, auf Kunststoffe zu verzichten, so passiert es mitunter, dass andere Leute an einem "herumplastiken"...