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"Heute"-Blog: Zweite Woche ohne Plastik

Heute Redaktion
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Julia Schneider, 21 Jahre alt, wohnhaft in St.Pölten-Wagram, Sozialpädagogin von Beruf: Sie wagt, was für viele schlichtweg unvorstellbar ist - ein Leben ohne Plastik. Vier Wochen lang wird Julia versuchen, auf alles zu verzichten, was aus dem modernen Material gefertigt ist. Und "Heute"-Leser können hautnah dabei sein! Lesen Sie täglich Julias Erfahrungen ohne Plastik und mit vielen Erkenntnissen.

+++ Lesen Sie hier die Erlebnisse in der ersten Woche +++



+++ Lesen Sie hier Julias Erfahrungen in der dritten Woche +++




+++ Lesen Sie hier Julias Erfahrungen in der vierten Woche +++


Tag 13:

Beim Spazierengehen mit meinem Hund neben der Traisen mache ich immer wieder erschreckende Entdeckungen in der causa "Plastik": Einkaufssackerln, PET-Flaschen, Kondomverpackungen, Cellophan,... in Bäumen, Sträuchern, am Wegesrand, im Wasser machen mich wütend. Ich überlege, ob Leute, die die Natur als Mistkübel betrachten, niemals Erziehung in dieser Hinsicht genossen haben. "Umwelt-Erziehung"... Ein rarer Begriff.

Unglaublich für mich ist, dass eine enorme Gleichgültigkeit in den Köpfen dieser Menschen herrschen muss. Da wird doch die ein oder andere Person dabei sein, die öfter die Traisenpromenade zum Spazierengehen wählt - oder zumindest nochmal vorbei kommt innerhalb der nächsten 400 Jahre. Wieso also verschandelt man den eigenen Gehweg?! Unverantwortlich finde ich das auch den Tieren gegenüber. Womöglich stammt eines der Plastiksackerl von jemanden, der die Enten gefüttert hat - mit Brot, das in der Tüte war? Der Gedanke, dass Tierfreunde Tiere und die Umwelt gefährden ist abstrus, denken Sie? Dann passen Sie mal gut auf Ihren Kaugummi und seine Verpackung auf, wenn Sie das nächste mal mit Bello Gassi gehen.

Tag 12: Handwerken: Von wegen Metallwerkzeuge

Nach dem Ausmalen darf natürlich eine passende Vorhangstange nicht fehlen, und so geht's wieder auf in den Baumarkt. Die Auswahl an Gardinenstangen ist nicht gerade berauschend. Außerdem wusste ich schon, wie meine aussehen soll - und somit entscheide ich mich für das Holzmodell "Natur". Kauft man so ein Ding, dann ist gleich alles, was man braucht, mit dabei: Schrauben, Dübel (aus Plastik!), Schieberinge samt "Vorhangbefestigungsringerl"(Plastik), Endstück zur Verzierung,... Damit auch nichts verloren gehen kann, ist alles eingepackt in: Kunststoff. Aber man braucht auch die passenden Bohrer für die Bohrmaschine, welche ebenfalls aus Kunststoff besteht (zumindest zu einem großen Teil). Diese Bohrer sollen es durch meine Betonwand schaffen und deshalb sind sie natürlich aus Metall. Aber schön verpackt - in durchsichtigem Plastik.

Ein Blick in die Werkzeugkiste, in der man mit einer Menge Metall rechnet, ist nichts so, wie es scheint: Fast alle Werkzeuge sind in Plastik eingepackt, bis auf meinen Hammer hat das Meiste auch noch einen Kunststoffgriff.

Tag 9: Kugelschreiber, Jahresplaner und Co. - alles aus Plastik!

Hin und wieder ergibt sich die Situation, dass ich etwas notieren möchte. Als praktisch hat es sich bisher erwiesen, einen Kugelschreiber an meinen Terminkalender zu klemmen. Dann habe ich immer die Möglichkeit, wichtige Termine sofort zu notieren, ohne ewig nach einem Schreiberling zu suchen. Was aber jetzt ohne Plastik? Erstens ist mein Jahresplaner in Kunststoff gehüllt und zweitens sind meine Dauerschreiber auch alle aus Plastik.

Was die Stifte betrifft, lässt sich schnell Abhilfe schaffen: Bleistifte oder Farbstifte finden sich in jedem Haushalt. Ein Problem könnte der dafür notwendige Spitzer darstellen - zwar ist die Klinge aus scharfem Metall, doch das Gehäuse ist meist aus Kunststoff. Also einen Spitzer ohne Gehäuse finden und beim Spitzen über den Mistkübel halten...

Unterwegs? Tja, es gibt doch diese Druckbleistifte! Aber... Richtig: Die sind auch aus Kunststoff. So ist es also am besten, zwei Bleistifte in die Handtasche zu packen, für den Fall, dass bei einem die Miene abbricht. Und bezüglich Kalender lässt sich auch nach längerem Suchen das passende Modell finden.

Tag 8: Mit Glasgefäß "bewaffnet" im Supermarkt

Mit dem Bewusstsein, dass vieles in Kunststoff verpackt ist, mache ich mich - mit einem leeren Gurkenglas gewappnet - auf den Weg zum Supermarkt. Am Kühlregal gehe ich vorbei, denn dort werde ich wohl keinen offenen Aufstrich finden. Ich nähere mich also der Feinkosttheke, während ich bereits in mein Papiersackerl greife um das mitgebrachte Gefäß herauszuholen. Mein suchender Blick schweift über die Produkte im großen Glasregal. Da gibt es jede Menge Käse - eingepackt in Kunststofffolie - belegte Brötchen und andere Leckereien. Auch Aufstriche lassen sich finden. Aber die sind nicht offen in großen Mengen zum Entnehmen, sondern ebenfalls in Plastikdöschen!

Verdutzt frage ich die Verkäuferin, ob es auch noch andere Aufstriche gäbe. Sie verneint, meint "Nur die!" und zeigt mit ihren Handschuhfingern auf die von mir schon längst entdeckten. Immer noch halte ich das leere Glasgefäß in meinen Händen und ernte von der jungen Frau neben mir bloß spöttische Blicke. Ich überlege, ob ich den Aufstrich aus dem Plastik umfüllen lassen könnte oder das zu Hause mache... Meinen ersten "plastikfreien Aufstrich" hab ich tatsächlich so erhalten. Aber in diesem Fall ist die Frage der Sinnhaftigkeit derart präsent! Ärger über die allgemeine Engstirnigkeit macht sich in mir breit, und zwar so sehr, dass ich darüber hinaus vergesse, dass ich bis vor nicht allzu langer Zeit auch nicht einmal einen Gedanken daran "verschwendet" hätte, ob man Aufstrich ausschließlich im Plastikdoserl kaufen kann oder eben nicht.

+++ Lesen Sie hier die Vorgeschichte zum "Plastik"-Experiment +++