Szene

Dichand: "Haider war der geborene Polemiker"

"Politik Live" befasste sich mit Jörg Haider und dem Thema Populismus. Zu Gast: "Heute"-Herausgeberin Dr. Eva Dichand.

Heute Redaktion
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Anlässlich des 10. Todestags von Jörg Haider befasste sich die ORF3-Sendung "Politik Live" am Donnerstag mit dem Phänomen Populismus. Die zentralen Fragen waren: Geht Politik heute überhaupt noch ohne Populismus? Und: Welche Spuren hat Jörg Haider in der Politik hinterlassen?

Zu den Gästen von Ingrid Thurnher zählten "Heute"-Herausgeberin Dr. Eva Dichand, Maria Rauch-Kallat, ehemalige Generalsekretärin und Ministerin (ÖVP), Josef Kalina, PR-Berater und ehemaliger SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Andreas Mölzer, Publizist und ehemaliger EU-Abgeordneter (FPÖ) sowie Karin Praprotnik, Politikwissenschaftlerin an der Donau Uni Krems.

Prototyp Haider

"Am auffälligsten war wahrscheinlich Haiders offenbar angeborene Polemik, die der heutigen Medienwelt entgegenkommt", meinte Dichand. Das habe Haider intuitiv gekonnt, darauf habe er seine Karriere aufgebaut. Er habe den Populismus salonfähig gemacht. Haider sei der Prototyp für Populismus gewesen, erklärte die Politikwissenschaftlerin Prapotnik. Heute gehöre Populismus auch bei linken Parteien zum Handwerkszeug.

Rauch-Kallat machte wiederum eines klar: "Haider war ein hochbegabter Politiker, dessen Charakter nicht mit seiner Begabung Schritt halten konnte". Kalina hingegen betonte, dass Haiders sichtbarste Hinterlassenschaft die Beendigung des Zwei-Parteien-Systems in Österreich gewesen sei. Auch die Personalisierung der Politik habe er begonnen.

Tue Gutes und lobe Dich selbst

Populismus an sich sei ja nichts Schlechtes, meinte PR-Berater Kalina. Jede Partei müsse sich profilieren. "Tue Gutes und lobe Dich selbst", laute das Motto.

Die Selbstdarstellung

Selbstdarstellung werde immer wichtiger, stimmte Dichand zu. Dazu müsse der politische Gegner nicht immer nur als Feindbild dargestellt werden. "Auch die Selbstdarstellung mancher Politiker, die sich in Sozialen Medien mit ihrem Hunderl präsentieren, ist eine Art von Populismus", betonte die "Heute"-Herausgeberin. Und Haider habe sich ja ausschließlich mit populären Themen beschäftigt. Natürlich seien auch die Medien ein bisschen populistisch, lachte Dichand.

Gefährlich werde es, wenn sich Populismus mit Opportunismus mische, wie es bei Haider manchmal der Fall war, sagte Andreas Mölzer. Gefährlich sei es aber auch, wenn Minderheiten- oder Frauenrechte, die über Jahrzehnte erkämpft wurden, mit einem einzigen populistischen Satz weggewischt würden, warf Dichand ein. Die "Heute-Herausgeberin" verwies dabei auf die aktuelle Situation in den USA.

Unbedeutende TV-Sender

Verstärkt werde Populismus durch Social Media. Bedenklich werde es aber bei der sogenannten Message Control, die der derzeitigen Regierung nachgesagt werde. Und: Warum würden Politiker zu einem unbedeutenden TV-Sender gehen und sich sich dort interviewen lassen, fragte Dichand. Sie müssten sich dort keinen unbequemen Fragen stellen und könnten das Interview in kleine Häppchen zerteilt auf Facebook posten. So könnten Politiker mit populistischen Aussagen trotzdem noch viele Menschen erreichen.

(red)