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"Hilfe, ich muss zum Urologen!"

Heute Redaktion
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 Je näher der Termin rückt, desto nervöser wird er. Was wird er alles über sich ergehen lassen müssen?
Je näher der Termin rückt, desto nervöser wird er. Was wird er alles über sich ergehen lassen müssen?
Bild: Pixabay

Sandro hat sich zu einem Check-up angemeldet. Je näher der Termin rückt, desto nervöser wird er. Was wird er alles über sich ergehen lassen müssen?

Frage von Sandro (36) an Doktor Sex: Ich bin bei einem Urologen zu einer sogenannten "Check-up-Untersuchung" angemeldet. Nun habe ich auf der Webseite des Arztes gelesen, dass dabei offenbar auch die Hoden untersucht werden. Können Sie mir bitte sagen, wie das geht? Wird er einen Ultraschall davon machen oder nur meine Eier abtasten? Und was werde ich sonst noch über mich ergehen lassen müssen? Ehrlich gesagt fürchte ich mich ein bisschen!

Antwort von Doktor Sex:

Lieber Sandro

Danke für deine Frage und dein ehrliches Statement. Sie ermöglichen mir, ein paar Märchen in Zusammenhang mit der urologischen Untersuchung auszuräumen. Ein solcher "Check-up" dient der frühzeitigen Erkennung von Krankheiten, beispielsweise von Hodenkrebs, der am häufigsten zwischen der Pubertät und ungefähr dem 30. Lebensjahr auftritt und bei Männern über 50 kaum noch vorkommt. Diese haben dafür ein erhöhtes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.

Ich höre immer wieder, dass der Gang zum Urologen möglichst vermieden wird, weil er Unbehagen bereitet. Dadurch wird manchmal ein wichtiges Zeitfenster verpasst. Je früher nämlich eine Krankheit entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Wer trotz Beschwerden nicht zum Arzt geht, steht also möglicherweise plötzlich vor unabänderlichen Tatsachen.

Die Untersuchung

Auch wenn die Untersuchung in einem intimen Bereich deines Körpers stattfindet, gibt es keinen Grund, dich zu fürchten. Das Ganze dauert eine knappe halbe Stunde und tut nicht weh. Ein Hauptbestandteil der Untersuchung ist das Gespräch. Der Urologe oder die Urologin – ja, es gibt in diesem Fachgebiet auch Frauen – wird dich also zu Beginn nach deinem Befinden fragen und von dir wissen wollen, was der Grund ist für deinen Besuch. Wahrscheinlich wird er sich auch erkundigen, ob du in der letzten Zeit an deinem Körper irgendwelche Auffälligkeiten beobachtet oder gespürt hast. Dazu können beispielsweise Juckreiz, Schmerzen, Geschwülste, Blutungen oder außergewöhnliche Flüssigkeitsabsonderungen gehören.

In einem nächsten Schritt wird er ausgewählte Organe deines Urogenitalsystems genauer anschauen – dazu gehören unter anderen Nieren, Harnblase, Hoden, Nebenhoden und Prostata – und entweder abtasten oder davon eine Ultraschallaufnahme machen. Zu diesem Zweck wirst du für kurze Zeit Hose und Unterwäsche ausziehen müssen. Der detaillierte Ablauf der Untersuchung ist von Arzt zu Arzt verschieden. Oft wird mit dem Abtasten der Leiste sowie von Hoden und Nebenhoden begonnen. Dies geschieht mit den Fingern und der Urologe trägt dazu Handschuhe. Die Berührungen sind sanft und in der Regel empfindet der Patient dabei keine Schmerzen.

Danach folgt die Untersuchung der Prostata. Vor dieser fürchten sich viele Männer und um sie rankt sich eine Vielzahl von Mythen. Die Fakten dazu sind hingegen völlig unspektakulär: Der Arzt schiebt einen Finger in den After und tatstet so einerseits die Vorsteherdrüse – so heißt die Prostata auf Deutsch –, andererseits die Darmschleimhaut ab und überprüft auch noch den Zustand des Ringmuskels am Darmausgang. Das Ganze dauert höchstens 20 Sekunden und der Finger dringt nicht tiefer als 10 Zentimeter ein. Auch dabei trägt er Handschuhe und damit das Eindringen nicht schmerzt, kommt reichlich Vaseline oder Gleitmittel zum Einsatz.

Zum Schluss erfolgt dann noch die Ultraschallaufnahme von Nieren und Blase. Zudem kann der Arzt so in einer anderen Form auch noch einmal den Zustand der Prostata überprüfen. Ergeben sich im ganzen Ablauf der Konsultation keine Auffälligkeiten, die weitere Untersuchungen und Tests erfordern würden, ist das Prozedere danach abgeschlossen und du kannst deiner Wege gehen. Andernfalls musst du womöglich ein weiteres Mal in der Praxis erscheinen oder wirst an einen anderen Arzt oder eine andere Ärztin weiterverwiesen.

Beratung und Prophylaxe

Nutze den Kontakt und hol dabei möglichst viel für dich heraus. Trau dich zum Beispiel, Themen anzusprechen, über dir du dir Gedanken machst und stell ungeniert Fragen. Egal, ob es dabei um die Furcht vor Erektionsproblemen geht oder ob du mehr wissen möchtest über Hoden- beziehungsweise Prostatakrebs, fehlende Lust, frühzeitige Ejakulation oder eine Unterbindung in Zusammenhang mit der Familienplanung: Urologinnen und Urologen sind Fachleute und können dir umfassend Auskunft geben.

Manche körperlichen Erkrankungen zeigen sich auch durch Symptome im Urogenitalbereich. So sind beispielsweise regelmäßig auftretende und massive Potenzstörungen unbedingt ernst zu nehmen. (Damit sind aber nicht die gelegentlichen kleinen Störungen und "Durchhänger" im Alltag gemeint, sondern die Unfähigkeit, eine Erektion zu erreichen oder während des Geschlechtsverkehrs aufrechtzuerhalten). Hinter einer Impotenz kann sich eine Zuckerkrankheit, Multiple Sklerose oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung verbergen. Die Gründe dafür sollten daher in jedem Fall abgeklärt werden. Auch länger dauernde Probleme beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang können auf eine Erkrankung hinweisen.

Männern ab 50 Jahren wird empfohlen, regelmäßig ihren PSA-Wert überprüfen zu lassen. Dieser erlaubt eine Einschätzung des Zustands der Prostatadrüse. Je höher der Wert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Vergrößernung der Drüse vorliegt und es muss untersucht werden, ob diese gut- oder bösartig ist. (wer) (mp)

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