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"Hitler-Disneyland": Büro im Führerbunker nachgebaut

Heute Redaktion
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Adolf Hitlers Büro, in dem er sich 1945 erschoss, wurde in einem erhaltenen Weltkriegsbunker Berlins nachgebaut. Neonazis sollen sich daran nicht erfreuen können. "Disneyland", schimpfen Kritiker.

Adolf Hitlers Büro, in dem er sich 1945 erschoss, wurde in einem erhaltenen Weltkriegsbunker Berlins nachgebaut. Neonazis sollen sich daran nicht erfreuen können. "Disneyland", schimpfen Kritiker. 

 Eine kleine Statue eines Schäferhundes auf dem Pult, ein Porträt von Friedrich II., eine Gruppe von Korbstühlen und ein grosser Teppich. Es wäre alles recht gemütlich anzusehen, wüsste man nicht, dass einer der grössten Massenmörder des 20. Jahrhunderts sich so eingerichtet hatte. Der Verein Historiale hat in einem erhaltenen Weltkriegsbunker unweit des echten, nie ganz fertiggestellten Führerbunkers in Berlin Adolf Hitlers Arbeitszimmer nachgebaut.

Am Donnerstag wurde das Zimmer im Berlin Story Museum der Presse vorgestellt – und die kam gleich in einer Hundertschaft und aus aller Welt, wie die schreibt.

Knöcheltief in Fäkalien

 Kritikern, die monieren, die Ausstellung sei eine "Disneyland-Variante" und Effekthascherei, halten die Macher von Historiale entgegen, dass man keinen "10-Minuten-Hitler-Tourismus" machen wolle. Das Zimmer sei nur im Rahmen einer 90-minütigen Führung zu sehen und die "Führung beginnt in dem Bunker, der für 3500 Menschen vorgesehen war und in dem am Ende des Krieges 12.000 Schutzsuchende waren", so Wieland Giebel zum .

 Die Besucher werden zunächst ins Untergeschoss des originalen Weltkriegsbunkers geführt, wo 1945 rund 12'000 Menschen ausharrten – knöcheltief in den eigenen Fäkalien stehend, da die Pumpen im April 1945 nicht mehr funktionierten. Am 1. Mai wurde der Bunker geflutet, die Menschen mussten ihn sofort verlassen und über S-Bahn-Schächte zum Brandenburger Tor flüchten – wo sie mitten in die letzten Kämpfe zwischen Russen und Deutschen gerieten.

Zyanid für Blondi

 Die Parallelebene dazu liegt mit dem Hitler-Büro im 2. Stock. Im Urteil von Historikern ist es, abgesehen von der Polstergarnitur, detailgetreu nachgebaut. Viele Originalfotos aus den letzten Kriegstagen schaffen Kontext. Darunter ist auch ein Foto von Hitler und seinem Schäferhund Blondi sowie eines der toten Hündin in Trümmern. Bevor Hitler am 30. April 1945 eine Zyankalikapsel schluckte und sich in den Kopf schoss, hatte er dem Tier auch eine solche verabreicht. Er wollte sehen, ob diese auch wirklich wirkten.

Dass das nachgebaute Büro Hitlers zu einem Wallfahrtsort für Neonazis werden könnte, glauben Giebel und sein Partner Enno Lenze nicht. "Die Leute müssen sich ganz viele Fakten von Leuten wie mir anhören", so Lenze. "Das schreckt Neonazis ab."