Wirtschaft

"Ibiza lebt": Dichands Brief an die "Krone"-Mitarbeiter

Heute Redaktion
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"Krone"-Herausgeber Christoph Dichand kämpft um das Lebenswerk seiner Familie.
"Krone"-Herausgeber Christoph Dichand kämpft um das Lebenswerk seiner Familie.
Bild: picturedesk.com

René Benko und die deutsche Funke-Gruppe wollen Christoph Dichand aus dem Amt treiben. Der Chef der "Kronen Zeitung" schlägt nun in einem Mail zurück und bezeichnet die Pläne als "rücksichtslosen Versuch der Machtergreifung".

Das Ringen um Österreichs größtes und wichtigstes Printmedium spitzt sich zu. Im Abwehrkampf gegen die Übernahmeversuche von Immobilien-Investor René Benko langten in den letzten Wochen zahlreiche Mails von "Krone"-Führungskräften in den Postfächern der Mitarbeiter ein.

Am 2. Jänner schrieb "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand dann höchstpersönlich an die Belegschaft. Der Brief wurde "Heute" aus der "Krone"-Redaktion zugespielt. Die Nachricht beginnt mit Neujahrswünschen an das Team und dem Satz: "Die Ereignisse zum Jahresende lassen mich zuversichtlich in dieses Jahr gehen und haben uns alle gestärkt."

Feindliche Übernahme

Näher ausgeführt hat Dichand diesen Gedanken nicht. Gemeint könnte das Ergebnis der Regierungsverhandlungen sein. Die FPÖ, die sich die "Krone" unter den Nagel reißen wollte, ist in der neuen Koalition nicht mehr vertreten.

Fakt ist: Die "Kronen Zeitung" hat sich unter Christoph Dichands Führung auch in der letzten Mediaanalyse mit über zwei Millionen Lesern als meistgelesene Tageszeitung im Land behaupten können und im vergangenen Jahr den 60. Geburtstag gefeiert. Getrübt wird die gute Stimmung nur vom Angriff René Benkos, der mit aller Kraft versucht, die Hoheit in der "Krone" zu erlangen. Die deutsche Funkegruppe, die – wie auch die Gründerfamilie Dichand – 50 Prozent an der "Kronen Zeitung" hält, meldete unlängst laut "Standard" den beherrschenden Anspruch an der "Krone" bei der Wettbewerbsbehörde an.

Der kuriose Verlust zweier Prozentpunkte

Wer sich jetzt fragt, wie man bei einem Eigentumsverhältnis von 50 zu 50 den Steuerungsanspruch stellen kann, dem sei kurz die kreative Funke-Auslegung der Gesellschafterverträge erläutert. Nach dem Tod von "Krone"-Gründer Hans Dichand im Jahr 2010 erbten seine drei Kinder Christoph, Johanna und Michael sowie Witwe Helga den 50-prozentigen Dichand-Anteil an der "Krone" zu gleichen Teilen. Die vier Erben des legendären "Krone"-Machers besitzen nun jeweils 12,5 Prozent am Unternehmen. Durch diese Zersplitterung, meint nun die Funke-Gruppe, wären die Dichand-Anteil gesamt nur noch 48 (statt 50) Prozent wert – da laut Gesellschaftervertrag für die Stimmrechte nur ganze Prozentpunkte zählen würden.

"Juristischer Winkelzug"

Aber was hat jetzt René Benko mit alldem zu tun? Die Anteile von "Funke" werden von der "WAZ Ausland Holding" gehalten. Diese wiederum gehört (noch) zu 51 Prozent der deutschen Funke-Gruppe und zu 49 Prozent Immobilienmilliardär René Benko. Und der möchte sich die Krone aufsetzen. Um jeden Preis.

Christoph Dichand betrachtet in seinem Mitarbeiter-Mail Funke und Benko bereits als gemeinsame Formation: "Die jüngsten Medienberichte zeigen, dass die Gruppe Benko/Funke, wie sie mittlerweile auch schon der 'Standard' als Einheit betrachtet, ihre juristischen Winkelzüge fortsetzen wollen."

Christoph Dichand: "Ibiza lebt!"

Benko/Funke würden laut dem Verleger versuchen, "ihre vermeintliche Mehrheit in unserer Zeitung durchzusetzen". Christoph Dichand (selbst Doktor der Rechtswisschenschaften) analysiert: "Das ist juristisch zwar interessant, in Wahrheit aber schlichtweg ein rücksichtsloser Versuch der Machtergreifung in der 'Kronen Zeitung'." Nachsatz: "Ibiza lebt!"

Damals wollte sich Strache ja bei einem Treffen mit einer vermeintlichen Oligarchin auf der Balearen-Insel die Zeitung krallen.

"Ich und meine Familie sind vorbereitet"

Was Benko jetzt offensichtlich will? Christoph Dichand aus dem Amt treiben. Und dann die komplette Kontrolle über Österreichs einflussreichstes Medienhaus gewinnen. Was Christoph Dichand gewillt ist für seine "Krone" zu tun? Alles, wie er wörtlich schreibt: "Ich und meine Familie sind jedenfalls vorbereitet und werden sämtliche Abwehrmaßnahmen ergreifen."

Abschließend bedankt sich Christoph Dichand für "das Vertrauen" der "Krone"-Belegschaft. Genau dieses ist sein Trumpf: "Wir stehen felsenfest hinter unserem Herausgeber, der unsere Unabhängigkeit immer verteidigt und jeden einzelnen Job auch in Krisenzeiten gesichert hat", sagen mehrere Mitarbeiter "Heute".