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"Ich ahne, dass er mich erneut betrügt!"
Nathalie und ihr Mann haben ihre Beziehung nach heftigen Turbulenzen wieder auf Kurs gebracht. Einige Jahre später droht erneut ein Sturm.
Frage von Nathalie (39) an Doktor Sex: Ich bin beunruhigt. Dies hat damit zu tun, dass zwischen mir und meinem Mann früher Dinge passierten, die uns an unserer Ehe zweifeln ließen. Zwar haben wir über alles geredet, haben vereinbart, die Vergangenheit zu vergessen und neu anzufangen. Dies ist uns auch gelungen – und wir sind nun glücklich verheiratet und Eltern von zwei wundervollen Kindern.
Aber genauso wie damals habe ich jetzt wieder die Ahnung, dass er mich betrügen könnte. Dieses Gefühl hatte ich seither nie mehr. Meine Ahnung hat mich bisher noch nie getäuscht. Ich habe aber extrem Angst, mich darauf einzulassen und möglicherweise wieder verletzt zu werden. Wir haben auch schon darüber geredet. Wie damals bestreitet er alles. Aber ich habe mich noch nie getäuscht bei ihm. Was soll ich tun?
Antwort von Doktor Sex
Liebe Nathalie
Auch wenn dich deine Vorahnung bisher nie getäuscht hat: Ich möchte die Möglichkeit in den Raum stellen, dass du diesmal falsch liegst. Nicht weil ich denke, dass auf deine Wahrnehmung kein Verlass mehr ist, sondern weil ich vermute, dass dir die Vergangenheit einen Streich spielen könnte und du eine Fehlinterpretation vornimmst. Lass mich dir den Hintergrund meiner These erläutern.
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Negative Erlebnisse haben die Eigenschaft, dass sie sich tief im menschlichen Gedächtnis verankern. Ein allseits bekanntes Beispiel dafür ist dasjenige des Kindes, das zum ersten Mal in seinem Leben eine heiße Herdplatte berührt. Die Erfahrung des Schmerzes setzt sich in seinem Gehirn fest und führt zu einem lebenslang anhaltenden Schutz vor Wiederholung.
Der Mechanismus funktioniert auch bei nicht-physischen Phänomenen. Und in Situationen, die zwar bedrohlich sind, aber nicht das Beschäftigungspotenzial der eben erwähnten Herdplatte haben. Dies liegt daran, dass das Stammhirn, das im Falle einer Gefährdung die Führung übernimmt, im Interesse einer schnellen Reaktion nur null und eins kennt: Gefahr oder keine Gefahr.
Egal ob es um Leben und Tod geht, weil ein Lastwagen auf einen zurast, oder darum, vom Mann betrogen zu werden: Wenn Gefahr droht oder man Angst hat, gibt es grob gesehen immer nur die Möglichkeiten Kampf oder Flucht. Die Vernunft wird ausgeschaltet und der Körper mit Adrenalin geflutet, einem Hormon, das unter anderem die Herzfrequenz und den Blutdruck ansteigen lässt und den Körper in einen Aktivitätsmodus versetzt.
Ich vermute, dass du bei deinem Mann in letzter Zeit Verhaltensweisen wahrgenommen hast, die er auch gezeigt hat, als du ihn später des Fremdgehens überführtest. Diese Wahrnehmung hat bei dir zum beschriebenen Reaktionszyklus geführt, und du befindest dich nun in der paradoxen Situation, dass dein Körper dir eine Lösung zur Verfügung stellt, die nicht wirklich zum Problem passt, aber dir die Sinne vernebelt.
Lass dir helfen und sag deinem Mann, dass dir die alten Geschichten gefährlich nahe kommen und dich derart verwirren, dass du nicht mehr zwischen Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden kannst. Und dass du in Vermutungen und Ängste abdriftest. Bitte ihn dann um ein offenes Gespräch und absolute Ehrlichkeit. Alles Gute!
Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)
(ib)