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"Ich bin schwanger und er stresst mich!"

Bernadettes Freund meckert herum und setzt jedes Mal Druck auf, wenn sie sich etwas Gutes tut. Was ist bloß mit ihm los?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Bernadette (28) an Doktor Sex: Ich bin seit drei Jahren in einer Beziehung. Es läuft eigentlich gut, aber seit ich schwanger bin, kriegen wir uns ständig in die Haare. Ich habe gesundheitliche Beschwerden und fühle mich dauernd unwohl. Schon jetzt bekomme ich von anderen Frauen den Rat, mich auszuruhen bis zur Geburt, da es dann noch strenger werden würde. Aber jedes Mal, wenn ich mir eine Auszeit gönne, um etwas für mich zu tun, macht mein Freund mir Vorwürfe.

Er meckert dann rum und meint, ich hätte noch dies und das zu erledigen. Da wir einen Altersunterschied von elf Jahren haben, sind wir auch sonst nicht immer einer Meinung, was aber bisher nie groß zu Konflikten geführt hat. Er ist auch viel wegen der Arbeitsstelle gestresst und ich fürchte, er sucht sich jetzt einfach einen Sündenbock, um seine Last abzuladen. Was können wir gemeinsam unternehmen, um wieder mehr Harmonie und Verständnis in die Beziehung zu bringen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Bernadette

Der Weg zum ersten Kind und damit zur Familie ist für die meisten Paare von vielen Herausforderungen gekennzeichnet. Nicht selten werden durch die damit zusammenhängenden Belastungen Situationen und Umstände zum Problem, die früher nicht der Rede wert gewesen wären.

Die ersten Schwierigkeiten tauchen oft bereits zu Beginn der Schwangerschaft auf. Aufgrund der hormonellen Umstellungen verändern sich manche Frauen auf eine Art, die ihre Partner vor Rätsel stellt. Und nicht selten fühlen sich die Schwangeren selbst unwohl mit den physischen und psychischen Verwandlungen, die sie durchmachen.

Während bei den Frauen nach dem ersten Trimester meist Ruhe einkehrt und das anfängliche Durcheinander einer zunehmenden Sicherheit im Umgang mit dem sich verändernden Körper weicht, beginnt zu diesem Zeitpunkt bei den Männern oft das emotionale Chaos. In der Zeit, in der bei ihren Partnerinnen der Bauch wächst, nehmen bei ihnen die Gedanken zu.

Was du beschreibst, scheint mir daher ziemlich passend. Wichtig ist, dass du versuchst, das Verhalten deines Partners nicht persönlich und als Angriff auf dich zu lesen. Ich vermute nämlich, dass sich dahinter Unsicherheiten und Ängste verbergen, die mit der sich nun langsam abzeichnenden Situation nach der Geburt zusammenhängen.

Auch findet sich der Großteil der Männer nach der Familiengründung in der Rolle des alleinigen Ernährers wieder. Wie meine Erfahrung aus Gesprächen mit Männern im Rahmen von Geburtsvorbereitungskursen am InselKrankenhaus Bern zeigt, führt die Erkenntnis, nun plötzlich drei Menschen durchbringen zu müssen, bei vielen zu Stress und schlaflosen Nächten.

Es dürfte für euch beide befreiend sein, wenn ihr euch in einer ruhigen Minute etwas Zeit nehmt und gegenseitig über die Sorgen austauscht, die euch belasten. Es geht dabei nicht primär darum, sich in Details zu verlieren, sondern einfach mal die Großwetterlage zum Thema zu machen und euch als Team auf die Zeit nach der Geburt einzustimmen. Gute Erfahrungen habe ich zudem mit Einzelgesprächen gemacht. Die Männer, die dazu in meine Praxis kamen, haben es durchwegs als entlastend erlebt, mit einem Fachmann über ihre Situation zu reden. Alles Gute euch beiden!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(mp)