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"Ich finde ihre Schamlippen total eklig!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Loris liebt seine neue Freundin. Aber das Aussehen ihrer Genitalien stört ihn sehr. Wenn er sie oral verwöhnen soll, schnürt sich ihm die Kehle zusammen. Was tun?

Frage von Loris (34) an Doktor Sex: Ich bin seit einem halben Jahr mit meiner neuen Freundin zusammen. Wir lieben uns sehr, trotzdem habe ich aber ein großes Problem: Mich stört das Aussehen ihrer Genitalien sehr. Ihre Schamlippen sind riesig, sie sehen fast aus wie Ohrläppchen. Und dann stehen sie sicher drei Zentimeter vom Körper ab. Ich habe das bisher noch bei keiner Frau gesehen. Auch wenn ich es nicht möchte: Ich finde das eklig und irgendwie auch unhygienisch, obwohl sie sehr reinlich ist und sich täglich duscht. Beim vaginalen Verkehr stört es mich weniger. Aber wenn ich sie oral verwöhnen soll, schnürt sich mir jedes Mal die Kehle zu. Ich traue mich nicht, es ihr zu sagen. Ich möchte sie nicht kränken und auch nicht verlieren. Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Loris

Manchmal gehen in einer Beziehung Herz und Kopf nicht zusammen. Dies kann zu seltsamen Situationen, Kränkungen und zuweilen sogar zu tiefen Verletzungen führen. Manche Menschen behaupten leichtfertig, wirklich wichtig seien allein die "inneren Werte". Das tönt zwar gut und ist sicher auch so gemeint, aber ich denke, dass es halt eben doch nicht ganz so einfach ist. Manches ist schnell gesagt, wenn man jedoch – so wie du – auf einmal selber von der Diskrepanz zwischen innen und außen betroffen ist, sieht die Sache plötzlich ganz anders aus.

Wenn du gedenkst, mit dieser Frau einen Weg zu gehen und eine verbindliche Beziehung zu leben, wirst du die Irritation, die du beim Sex in Zusammenhang mit ihren Geschlechtsorganen verspürst, wohl oder übel zum Thema machen müssen. Wenn du aber bereits spürst, dass das keine längerfristige Geschichte werden wird, scheint es mir naheliegender, über dieses Thema zu schweigen und stattdessen die nicht vorhandene Beziehungsperspektive anzusprechen. Dadurch vermeidest du eine mögliche doppelte Kränkung und ermöglichst euch einen würdevollen Abschluss.

Über deine Wahrnehmungen und Gefühle zu sprechen, muss nicht unbedingt zu einer Verletzung führen. Wichtig ist aber auf alle Fälle, dass du achtsam und sorgfältig bist. Die erste Frage, die du dir stellen musst, ist, unter welchen Umständen und in welchem Kontext du deine Störung zum Thema machen willst. Auch wenn es für solche Gespräche weder den idealen Zeitpunkt noch den idealen Ort gibt, lohnt es sich trotzdem, diesen Punkt zu bedenken. Was du unbedingt vermeiden solltest, ist ein Gespräch während oder unmittelbar nach dem Sex.

Aus Erzählungen weiß ich, dass viele Paare mit der Zeit themenbezogene Gesprächsrituale (er-)finden. Vielleicht habt ihr dies in der Zeit, in der ihr bereits zusammen seid, ebenfalls schon getan und du weißt daher, wo die Unterredung stattfinden und wie du in etwa vorgehen könntest. Falls nicht, rate ich dir, es auf einem Spaziergang zu versuchen. In Bewegung und ohne einander frontal gegenüber zu sein, ist es einfacher, schwierige Themen anzusprechen.

Vermeide es, dich im Voraus zu entschuldigen, als Opfer deines Ekels darzustellen oder um den Brei herumzureden. Sinnvoller ist, wenn du sagst, dass es dich Überwindung kostet, das Thema anzusprechen, dass es dir aber wichtig ist, es zu tun. Sprich dann aus, was Sache ist und wie du dich fühlst. Der Rest wird sich aus der Situation heraus entwickeln. Viel Glück! (wer)