Österreich

"Ich flitze mit dem E-Rolli von Wien nach Bregenz"

Heute Redaktion
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Nicht aufgeben und "Lösungen finden, wo andere nur Hürden sehen": Rollstuhl-Fahrer Harry Großmayer (45) aus Wien hat Großes vor. "Heute" sprach mit ihm.

Seit seinem achten Lebensmonat leidet Harry Großmayer (45) an spastischer Teraparese, Hände und Beine sind teilweise gelähmt. Mobil ist der lebensfrohe Wiener seit über 30 Jahren Dank seiner E-Rollstühle, mit denen er nicht nur zur Arbeit, sondern auch in den Tiergarten Schönbrunn flitzt.

Am Donnerstag startet der Rathaus-Mitarbeiter in sein bisher größtes Abenteuer: Vom Millennium Tower (Brigittenau) aus will er in 27 Etappen bis nach Bregenz fahren, 759 Kilometer weit. Er setzt dabei auf seinen elf Jahre alten „Invacare Storm 3"-Rolli mit einer Reichweite von 50 Kilometern (Topspeed: 12 km/h). Am 15. September will er mit seinem Begleitteam ankommen.

Heute: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das zu machen?

Harry Großmayer: "Die Idee mit dem E-Rollstuhl eine weitere Strecke, als beispielsweise innerhalb von Wien von Zuhause in die Arbeit, zu fahren, schlummerte immer schon in mir.

Nach langem grübeln habe ich dann schlussendlich letztes Jahr ein Team zusammengestellt und zu planen begonnen. Und so kam es, dass ich nun über 800km und ca 2000hm quer durch Österreich düse."

Heute: Wie schaut Ihr Team aus?

Harry Großmayer: "Mein Begleit-Team besteht zum größten Teil aus BetreuerInnen aus der Wohngemeinschaft in der ich lebe, Familienangehörige und guten Freunden, die sich Zeit für mein Projekt nehmen und mit mir mal mehrere oder auch nur einzelne Etappen fahren. Aber auch Menschen die mein Projekt in regionalen Zeitungen oder auf Facebook gesehen haben meldeten sich! Das Team kann trotzdem nie groß genug sein, ich freue mich über alle, die mich auf meinem Weg begleiten möchte!"

Heute: Was möchten Sie mit Ihrem Projekt bewirken?

Harry Großmayer: "Mit meinem Projekt möchte ich Menschen ansprechen, die Großes vorhaben, es aber an der Umsetzung scheitern lassen. Menschen die ein Handicap haben, aber auch solche, denen es an Motivation, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein fehlt.

Es stellt sich nicht die Frage, ob es die richtige Idee oder ein passendes Vorhaben ist, sondern welchen Blickwinkel ich auf das Ganze habe . Wie gehe ich persönlich mit gewissen Hürden um und wie stabil ist das Team dahinter.

Natürlich gibt es auch bei mir Phasen, an denen sich Unmut und Skepsis breit machen, aber anstatt an den Schwierigkeiten zu scheitern, wachse ich an ihnen und sie bestärken mich in meinem Tun. Wichtig ist es, das Ziel nie aus den Augen zu verlieren! Strategisch vorzugehen und sich ein verlässliches Supporter-Team zusammenzustellen.

Einer meiner wichtigsten Punkte bei der Projektplanung ist ein gesundes Maß an Selbstvertrauen! Man muss ein wenig utopisch denken, um das Unmögliche möglich zu machen. Nicht die Hürde selbst in den Fokus stellen, sondern lösungsorientiert handeln!

Nicht zu sagen: ,Von Wien nach Bregenz im E-Rollstuhl – das geht nicht!', sondern zu fragen, was brauche ich, um es Wirklichkeit werden zu lassen. Welcher Unterstützung bedarf es, um die 800 Kilometer und 2.000 Höhenmeter im E-Rollstuhl zu überwinden?!

Somit geht mein Projekt, "ein Pionier zu sein, ein Abenteuer zu erleben und meine persönlichen Grenzen auszuloten" vorwiegend an mich, es soll aber auch auf andere animierend und motivierend wirken!"

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Die Route hat Harry Großmayer bereits eingegeben. Am Donnerstag geht's los, am 15. September will er in Bregenz ankommen.

"Heute": Wie schaut Ihr Tagesablauf auf der E-Wheels-Tour aus?

Harry Großmayer: "Die Nächte verbringe ich in Hotels und Pensionen, die die E–Wheels–Tour mit einer Übernachtung für mich und meine zwei Begleiter sponsern. Nach der Morgenroutine und einem guten Frühstück mach ich mich mit meinen Begleitern auf den Weg zur nächste Etappe. Die Etappen haben zwischen 20-40km. Inklusive Pausen werden wir ca. 4-5 Stunden pro Tag unterwegs sein. Nach der geschafften Etappe habe ich teilweise Presse- bzw. Fototermine, sonst geht es direkt ins Hotel. Dann werde ich mich um meine Social-Media-Kanäle kümmern, um meine Fans mit Updates zu versorgen und im Anschluss den Abend gemütlich beim Abendessen ausklingen zu lassen."

Hier geht's zu Harrys Facebook-Seite (CZ/ck)