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"Ich habe meinen Freund angelogen"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Tabea sagte ihrem Partner, sie treffe eine Freundin. In Wahrheit war sie aber mit einem Mann unterwegs. Seit sie ihm die Notlüge gestanden hat, ist Feuer im Dach.

Frage von Tabea (18) an Doktor Sex: Ich habe mich vor einigen Wochen mit einem Freund und dessen Kumpel getroffen. Da mein Partner sehr eifersüchtig ist, sagte ich ihm, ich würde mich mit einer Freundin treffen. Ich hatte nichts zu verheimlichen, da ich diesen Freund weder attraktiv noch anziehend finde. Ich bin mir selber nicht genau im Klaren, wieso ich ihm nicht die Wahrheit gesagt und ihn stattdessen angelogen und die Geschichte verdreht habe. Weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, habe ich ihm aber dann später alles erzählt. Und jetzt ist er sich nicht sicher, ob er mir je wieder vertrauen kann. Er fragt sich sogar, ob er eine solch Beziehung überhaupt noch weiterführen will. Ich bin sehr verzweifelt und weiß nicht, was ich tun soll. Hast du mir einen Rat?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Tabea

Es geschieht häufig, dass in Beziehungen zu Halbwahrheiten und Notlügen gegriffen wird, um Konflikte zu vermeiden. Gerade für Partnerinnen und Partner, die mit einem Menschen zusammen sind, der zu Eifersucht neigt, ist dies ein bevorzugtes Mittel, um sich und dem Gegenüber Stress vom Leib zu halten. Ich vermute, dass bei dir ähnliche Beweggründe den Ausschlag dafür gegeben haben, die Geschichte zu verdrehen. Wie du gerade erfahren hast, kann man mit dieser Strategie aber auch scheitern. Und nicht selten führt dieses dazu, dass der Haussegen komplett schief hängt und die Beziehung in eine Krise schlittert.

Wichtig scheint mir, dass ihr nun nicht den Kopf verliert!

So, wie dein Freund reagiert, könnte man meinen, er sei an der Sache komplett unschuldig. Das stimmt aber ganz und gar nicht. Denn wenn er nicht so eifersüchtig wäre, hättest du ihm wohl problemlos von der Sache erzählen können. Klar, er kann sich auf den Standpunkt versteifen, dass du gelogen hast. Das hast du aber nicht mit der Absicht getan, ihn zu schädigen. Im Gegenteil: Du hast zu seinem – und auch deinem – Schutz so gehandelt. Nämlich, um aus einer Mücke nicht einen Elefanten werden zu lassen und wegen einer letztlich unwichtigen Begegnung Stress in der Beziehung zu haben.

Für mich wird anhand des von dir geschilderten Beispiels klar, dass dein Freund fachliche Hilfe braucht, um mit seiner Eifersucht klar und vielleicht sogar davon loszukommen. Und ich vermute, dass er das spürt und daher versucht, einen Nebenschauplatz zu eröffnen. Indem er dein Verhalten beklagt und dieses zum Anlass nimmt, an eurer Beziehung zu zweifeln und die Vertrauensfrage zu stellen. Ich bin aber auch überzeugt, dass er es mit seiner Argumentation nicht wirklich ernst meint. Sie ist vielmehr Teil seines Problems und ein untauglicher Versuchs, dieses zu überwinden.

Dahinter stehen zwei für ihn scheinbar logische Gedanken. Einerseits, dass es die Beziehung ist, die zu seinem Leiden führt und dass das Ende der Beziehung das Ende des Leidens bedeuten würde. Andererseits, dass eine Beziehung ohne Eifersucht möglich wäre, wenn du dich ihm gegenüber nur "richtig" verhalten würdest. Beide Argumente halten aber einer näheren Prüfung nicht stand: Kein Mensch kann ohne Beziehung, also völlig isoliert leben. Und kein Mensch kann sein Verhalten gänzlich an die Bedürfnisse einer anderen Person anpassen. Zeig deinem Freund diesen Artikel. Sag ihm, dass du es warst, die die Frage gestellt hat, und dass du bereit bist, ihn auf dem Weg zu einer Lösung zu begleiten. Alles Gute!