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"Ich kann ohne seine Bestätigung nicht leben!"

Ohne die Aufmerksamkeit ihres Freundes macht Nina sich Sorgen. Er hingegen nervt sich über ihre Schwarzmalerei.

Heute Redaktion
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Bild: zVg

Frage von Nina (19) an Doktor Sex: Ich habe seit ungefähr zwei Monaten einen Freund. Er liebt mich, was für mich eine total neue Erfahrung ist. Ich brauche aber sehr viel Aufmerksamkeit und Bestätigung von ihm. Wenn ich diese nicht erhalte, sehe ich sofort schwarz und habe das Gefühl, unsere Beziehung sei zum Scheitern verurteilt. Auch insgesamt blicke ich nicht wirklich optimistisch auf unsere gemeinsame Zukunft und den Verlauf unserer Beziehung. In meiner Vorstellung tauchen eigentlich nur Probleme auf.

Obschon ich es manchmal mit ein wenig Abstand betrachte und dabei erkenne, dass es sicher nicht so schlimm kommen wird, wie ich jeweils denke, ändert sich nichts an meiner Haltung. Mein Freund versucht, mich immer wieder aufzuheitern oder abzulenken. Jedoch gab er mir unterdessen auch ein paarmal zu verstehen, das meine Schwarzmalerei ihn manchmal schon auch nervt. Ich weiß nicht mehr weiter und habe keine Ahnung, was ich tun könnte, damit sich dies ändert. Hast du mir Tipps?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Nina

Du scheinst geradezu fixiert zu sein auf deinen Freund. Ohne seine ständige Zuwendung ist es dir offenbar nicht möglich, eure Beziehung als etwas wahrzunehmen, das Kontinuität hat und auch dann noch existiert, wenn ihr euch gerade nicht seht. Es ist, als ob es die Liebe deines Freundes für dich nur geben würde, solange er physisch anwesend ist und dir fortwährend bestätigt, dass du geliebt bist. Andernfalls fällst du sofort in eine emotionale Leere.

Die Fähigkeit, Beziehungen einzugehen, sie aufrechtzuerhalten und sich darin als selbstwirksam zu erfahren – also zu erleben, von einem Gegenüber gehört und gesehen zu werden und dass andere auf meine Existenz und meine Handlungen in einer Art reagieren, die meinen Wünschen und Wollen entspricht – lernen wir Menschen in der frühen Kindheit.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten Objektkonstanz. Sie liegt dann vor, wenn ein Kind eine innere Sicherheit hat dafür, dass die Mutter auch dann noch für es da ist, wenn sie nicht in Sichtweite ist. Die Fürsorglichkeit der Mutter existiert für das Kind weiter, weil es für sich, quasi in Form eines Spiegelbilds der physisch vorhandenen so etwas wie eine "innere Mutter" errichtet hat.

Mit diesem Entwicklungsschritt verbunden ist die vom Kind empfundene Sicherheit in die eigene Existenz, ohne die Befürchtung zu haben, verlassen zu werden, was für es gleichbedeutend wäre mit dem eigenen Untergang. Diese innere Sicherheit ist letztlich die Basis dafür, dass ein Kind Vertrauen in sich selbst und die Gewissheit aufbauen kann, über sich bestimmen und sein eigenes Leben führen zu dürfen.

Ich erachte es aufgrund deiner Schilderungen als ziemlich wahrscheinlich, dass du in der beschriebenen Entwicklungsphase deiner Kindheit vonseiten der für dich verantwortlichen Bezugspersonen unklare Signale erhalten hast. Dadurch wurdest du als kleines Mädchen wohl ziemlich verwirrt, was deine primären Beziehungen angeht, und konntest in der Folge einzelne Lernschritte nicht oder nur unzureichend bewältigen. Um diese so weit wie zum jetzigen Zeitpunkt noch möglich nachzuholen, empfehle ich dir, eine Psychotherapie zu machen. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(mp)

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