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"Ich schäme mich wegen meiner Lust auf Analsex!"

Eigentlich würde Dominique seine Fantasie gerne in die Realität umsetzen. So einfach ist dies aber nicht. Wie weiter?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Dominique (33) an Doktor Sex: Ich hatte noch nie Analsex mit einer Frau. Im Web habe ich auf Sexseiten diverse Inserate von Frauen gefunden, die einen Mann suchen, der sie von hinten nimmt. Ich muss gestehen, dass mich diese Inserate teilweise antörnen und ich Lust habe, mit einer so aufgeschlossenen Frau Analsex auszuprobieren.

Gleichzeitig verspüre ich aber auch Angst- und Schamgefühle und habe ein schlechtes Gewissen bei der Vorstellung, meine Lust auszuleben, weil ich nicht sicher bin, ob das Verlangen nach Analsex tatsächlich meines ist oder ob es von den Pornofilmen ausgelöst wurde, die ich früher geschaut habe.

Es kommen dann Gedanken wie "Du bist doch nicht ganz dicht und solltest dich schämen. Normal ist Vaginalsex. Der Anus ist dazu da, Abfall loszuwerden!". Dann fühle ich mich schmutzig, auch wenn es für mich klar wäre, dass sich die Frau gründlich waschen müsste, bevor ich mit einem Kondom in sie eindringen würde. Wie sehen Sie das Ganze?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Dominique

Wer ehrlich ist im Umgang mit sich selbst, kommt zwangsläufig mit Seiten der eigenen Persönlichkeit in Kontakt, die nicht den gängigen Moralvorstellungen entsprechen und das Gegenstück dessen darstellen, was gemeinhin als "gut" oder "richtig" gilt. Dieser Kontakt mit den eigenen Schattenseiten kann einen in tiefe Gewissensnöte stürzen, weshalb es vielen Menschen sinnvoll scheint, diese dunklen Seiten zu verdrängen.

Eine subtile Form, um sie loszuwerden, ist der Versuch, die Verantwortung von sich zu weisen und sich als Opfer darzustellen. Also jemand oder etwas außerhalb von einem selbst für die Gedanken verantwortlich zu machen – beispielsweise den Teufel, die Gene oder, so wie du, die Pornografie. Das mag zwar vordergründig funktionieren, aus der Welt schaffen oder zum Schweigen bringen lassen sich die Fantasien so aber nicht.

Um den inneren Konflikt zu beenden, ist es wichtig, den persönlichen Schatten als etwas Eigenständiges zu akzeptieren, ohne sich aber damit zu identifizieren. Indem man sich bewusst macht, dass man diese dunklen Seiten hat, aber nicht ist, fällt es sofort leichter, damit umzugehen und sie, nach Bedarf, angemessen auszuleben. Man kann dann auch besser akzeptieren, dass man als Mensch Licht- und Schattenseiten hat.

Fantasien, wie du sie hast, zeugen von psychischer Gesundheit. Sie schaffen einen Spannungsausgleich und bilden eine Brücke zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Solange sie deinen Alltag oder dein Sexualleben nicht gänzlich bestimmen, besteht kein Grund zur Sorge. Wichtig ist, bei einer allfälligen Umsetzung sorgfältig abzuwägen, wie weit man gehen will.

Falls du an diesen Gedanken leidest oder dich ihnen ausgeliefert fühlst, rate ich dir, sie mit einem Psychotherapeuten oder -analytiker anzuschauen. Manchmal stehen solche Fantasien nämlich in Zusammenhang mit der eigenen Lebensgeschichte. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)

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