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"Ich spritze schon nach 60 Sekunden ab!"

In Milans Sexleben herrscht ein ständiges Durcheinander. Dies hat Folgen. Was tun?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Milan (23) an Doktor Sex: Ich bin seit nun bald zwei Jahren mit meiner Freundin zusammen. Anfangs war unser Sexleben wundervoll und es gab absolut keine Probleme auf beiden Seiten. Dies hat sich aber dann drastisch geändert, denn meine Freundin hatte plötzlich keine Lust mehr auf Sex und musste sich dazu zwingen. Das ging fast ein Jahr so. In dieser Zeit habe ich oft onaniert.

Wir haben viel darüber geredet, das Problem hat sich langsam gelöst und wir haben öfter Sex. Doch nun kommt die nächste Schwierigkeit, denn ich komme plötzlich extrem schnell. Ich will natürlich mein Bestmögliches für sie geben, und wir haben immer ein super Vorspiel. Doch wenn ich in sie eindringe, habe ich schon nach 60 Sekunden einen Orgasmus!

Meine Freundin hat mittlerweile wieder Lust und möchte es auch ein wenig härter, doch das kann ich ihr so nun nicht mehr bieten wie früher. Wie kann ich das Problem lösen? Habe ich durch das häufige Masturbieren meinen Penis an schnelle Orgasmen gewöhnt? Oder ist das Ganze psychisch bedingt?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Milan

Es sind mehrere Gründe, die zu einem frühen Samenerguss führen können. Oft spielt die Unkenntnis des eigenen Körpers eine Rolle. Hinzu kommen Ängste, beispielsweise davor, verlassen zu werden, falls man(n) beim Sex nicht eine super Performance hinlegt und in allen Lagen endlos bumsen kann. Und ja, auch die Technik kann beim Onanieren einen Einfluss haben, wie du in anderen Beratungen im Archiv nachlesen kannst.

Dieser Mix setzt häufig nach einer gewissen Zeit eine Spirale in Gang, die genau das bewirkt, was mit aller Kraft verhindert werden soll. Die Mücke wird zum Elefanten – oder in anderen Worten: Das Problem, das anfänglich noch lösbar scheint, entwickelt sich zum Selbstläufer, der frühzeitige Orgasmus wird zum chronischen Problem. Auch du scheinst gerade auf dem Weg zu sein, dich in dieses Gefängnis zu setzen.

Nachdem es lange schwierig war und deine Freundin nun wieder Lust hat, willst du es besonders "gut" machen und ihr alles geben, was sie deiner Meinung nach braucht. Genau mit diesem Denken setzt du dir aber enormen Druck auf und machst dich verantwortlich für euren Sex. Zudem kreisen deine Gedanken zunehmend nur noch um das Problem – also die Frage, ob du beim nächsten Mal wieder früher als gewünscht zum Höhepunkt kommen wirst.

Wichtig ist, diese Denkspirale zu stoppen und aus der Problemtrance auszusteigen. Aber auch, die in Ansätzen bereits installierte Strategie sofort wieder fallen zu lassen, es beim Sex nun besonders gut machen zu müssen, damit es nicht gleich wieder schwierig wird. Bedenke: Du hattest dieses "Problem" früher nicht, das heißt, es ist irgendwann in dein Leben getreten. Und genauso kann es auch wieder verschwinden – wenn du ihm dies erlaubst.

Lass es los und erfinde mit deiner Freundin zusammen den Sex neu. Vergesst alle Konzepte, Abläufe und Rollenerwartungen, die ihr dazu entwickelt habt, und genießt einfach das ungezwungene körperliche Zusammensein. Es geht nicht um ein super Vorspiel oder neue und andere Techniken. Genießt den Augenblick und gebt im Fluss des Seins dem Raum, was sich zeigen will. Viel Spaß und alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)