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"Ich traue mich nicht, seinen Penis zu berühren!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Wenn es um Sex geht, ist Luana komplett blockiert. Am liebsten würde sie vor lauter Scham ganz darauf verzichten. Da sie eine Beziehung hat, geht das nicht. Was tun?

Frage von Luana (21) an Doktor Sex: Ich bin nun bald zwei Jahre mit meinem Freund zusammen. Er ist sehr gut im Bett, das ist nicht das Problem. Er möchte jedoch viel ausprobieren und ich traue mich nicht. Ich konnte sexuell nur wenige Erfahrungen sammeln. In meinem Kopf habe ich aber viele Fantasien, die ich gerne mit ihm ausleben würde. Jedoch traue ich mich einfach nicht, denn ich habe Angst, zu versagen, also, ihn nicht befriedigen zu können oder seinen Ansprüchen nicht zu genügen. Deshalb haben wir auch immer weniger Sex und wenn, dann nur in der Missionarsstellung. Dabei würde ich ihn gerne einmal richtig verführen und ihm zeigen, wie sehr ich ihn begehre. Aber ich traue mich nicht einmal, seinen Penis zu berühren. Am liebsten würde ich vor lauter Scham mit dem Sex komplett aufhören. Diese Blockade macht mich noch verrückt. Ich wäre sehr froh über ein paar Tipps, da das Prinzip "Augen zu und durch" hier nicht funktioniert. Ich leide sehr darunter und unsere Beziehung auch, da ich ihm das alles nicht offen sagen kann. Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex



Liebe Luana

Versagensängste und Schamgefühle können eine Beziehung stark belasten. Und je länger diese andauern, umso wahrscheinlicher ist es, dass Konflikte auftreten. Meist fühlt sich der Partner oder die Partnerin durch die beschränkten Ausdrucks- und Erlebensmöglichkeiten seines Gegenübers sexuell eingeengt und beginnt, auf eine Veränderung zu pochen. Findet diese nicht statt, kommt es häufig zur Trennung.

Was du als Blockade bezeichnest, steht oft in einem Zusammenhang mit Umständen und Erfahrungen in der Kindheit. Dazu gehören beispielsweise hohe Erwartungen der Eltern, strenge Erziehungsformen, ein schambehafteter Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität oder rigide und stark vereinfachte Geschlechterrollenvorbilder. Nicht selten treten diese in Kombinationen auf.

Solche Konditionierungen können tief in der Psyche eines Menschen verankert sein, weshalb Veränderungen manchmal die therapeutische Begleitung einer Fachperson bedingen. Du machst zwar keine Angaben zu den Hintergründen und zu möglichen Ursachen für deine Blockade. Trotzdem gehe ich davon aus, dass du fachliche Unterstützung benötigst. Zum einen wegen der Intensität deines Leids, zum anderen, weil sich in den letzten zwei Jahren trotz Beziehung nichts an der von dir als problematisch erlebten Situation geändert hat. Aufgrund deines jugendlichen Alters und deines differenzierten Umgangs mit dem Phänomen hast du aber gute Chancen, deine Blockade so aufzulösen.

Wenn du magst, kannst du bereits vorher damit beginnen, deinen Möglichkeitsraum in Zusammenhang mit Sexualität etwas zu vergrößern – indem du versuchst, dich in dem Bereich etwas zu bewegen, wo du dir kleine oder auch nur kleinste Schritte vorstellen kannst. In anderen Worten: Suche nach den Ausnahmen. Die Blockade tritt nämlich mit Sicherheit nicht in jedem Fall mit der gleichen Geschwindigkeit und Heftigkeit ein. Da, wo du weißt, dass mehr möglich wäre als nur angesichts der Angst auslösenden Situation zu erstarren, kannst du hineinspüren und achtsam neue Verhaltensweisen ausprobieren. Wenn sich das nicht richtig anfühlt, lässt du es bleiben und wartest, bis du mit der Therapie beginnen kannst. Viel Glück! (wer)