Österreich

"Ich verfolgte Mercedes-Dieb über 250 Kilometer!"

Ein Autohändler aus Eisenstadt verfolgte den Dieb seines Mercedes bis an die polnische Grenze. Und endete im Wald: Das GPS war gehackt!

Heute Redaktion
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Ein solcher silbergrauer Mercedes E-Klasse um 60.000 Euro wurde gestohlen
Ein solcher silbergrauer Mercedes E-Klasse um 60.000 Euro wurde gestohlen
Bild: Burgenländische Bezirkszeitungen

Gemeinhin kommt das böse Verbrechen ja nur ganz selten nach Eisenstadt. Vor einigen Tagen jedoch suchte ein polnischer Autodieb einen Händler aus der burgenländischen Metropole heim. Sein Trick: Er begehrte eine Probefahrt mit einem E-Klasse-Mercedes um 60.000 Euro, legte einen wohl gefälschten Führerschein vor und bekundete unmittelbares Kaufinteresse.

Der Luxus-Wagen ist weg…

Also überließ der Händler dem präsumptiven Kunden das Fahrzeug in gutem Glauben das hochwertige Fahrzeug, um nach geraumer Zeit festzustellen, dass der „Probefahrer" nicht mehr zurück kam. Zitat: „Als nach rund zwei Stunden Wartezeit klar war, dass der Mann nicht mehr zurück kommen würde, schaltete ich die Polizei ein." Schließlich konnte ja auch notdürftig die Möglichkeit eines Unfalles gegeben sein. Jedoch: Der Wagen war weg, der Lenker mit ihm!"

…und der Chef fährt hinterher!

Der Chef des Autohauses, Ernst Ott, wollte die Entführung eines seiner Top-Modelle nicht so einfach hinnehmen. Er loggte sich in das GPS des Fahrzeuges ein, um seinen silbergrauen Luxus-Benz verfolgen zu können. Die ersten Erkenntnisse: „Der Wagen war über Tschechien Richtung Polen unterwegs. Also bin ich in meinen Wagen gestiegen und habe das Signal verfolgt." Allerdings endet die hartnäckige Investigation des Autohändlers irgendwo 250 Kilometer nördlich von Eisenstadt, kurz vor der polnischen Grenze.

500 Kilometer umsonst!

Der couragierte Mann schildert „Heute" die letztlich frustrierenden Momente der Suche: „Ich bin in ein Waldgebiet gefahren, irgendwann ließ ich meinen Wagen stehen und konnte nur mehr zu Fuß weiter!" Am Ende der Suche fand sich Ernst O. mitten in der slawischen Botanik, vom Fahrzeug allerdings keine Spur! Nach insgesamt 500 Kilometer Fahrt, wieder zurück in Eisenstadt, erstattete Ott schließlich Diebstahlsanzeige bei der Polizei.

Schon acht gekaperte Autos

Zerknirscht musste Ott feststellen, dass es für solche Fälle eigentlich keine Versicherung gibt, obwohl der Mann aus seinen Kontakten mit anderen Händlern wissen will, "dass es in diesem Jahr bereits acht solche Vorfälle gegeben hat." Zwischen Österreich und Polen gibt es offensichtlich einen gut organisierten Schlepperring, der Probefahrten zum Diebstahl hochwertiger Fahrzeuge nützt.

Immer gleiches Vorgehen

Mit der immer gleichen und dreisten Masche: Ein gutgekleideter Herr legt einen – gefälschten – polnischen Führerschein vor, will den Wagen für ein paar Proberunden "testen" und kommt nie wieder zurück. Die Papiere sind natürlich im Fahrzeug, im Fall des Mercedes waren bereits Kennzeichen angebracht. Ist nur ein Wechselkennzeichen vorhanden, tauschen die Täter dieses kurzerhand gegen eine zuvor gestohlene Nummerntafel.

GPS wird umprogrammiert

Dergleichen "gerüstet" ist die Gefahr gering, irgendwo an den Grenzen zu Tschechien oder Polen aufzufliegen. Gleich nach Beginn der Diebsfahrt wird dann das GPS-System des Autos gehackt und mit irgendwelchen Fantasiedaten gefüttert. So auch im Fall des gestohlenen silbergrauen Mercedes. Der steht nun wohl am Schwarzmarkt von Warschau, Breslau oder Krakau…