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"Ich verzweifle, da ich ihm keinen Sex bieten kann!"

Jeden Tag nimmt sich Liliane vor, am Abend ihren Mann zu verführen. Aber wenn es dann so weit ist, kann sie sich nicht überwinden. Wie weiter?

Heute Redaktion
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Bild: Pixabay

Frage von Liliane (40) an Doktor Sex: Ich bin mit meinem Lebenspartner schon seit 18 Jahren zusammen. Wir haben zwei Kinder. Ich liebe meinen Mann wirklich und könnte mir keinen anderen Partner vorstellen. Leider ist aber bei mir das Verlangen nach Sex immer mehr zurückgegangen. Und in den letzten zwei Jahren hatten wir gar keinen Sex mehr.

Mein Partner hinterfragt sich von Tag zu Tag mehr. Er glaubt mir auch nicht, dass ich mir den Sex nirgendwo sonst hole. Aber ich bin ihm 100 Prozent treu. Jeden Abend nehme ich mir vor, dass ich ihn überrasche und den ersten Schritt wage. Wenn es dann aber so weit ist, mache ich wieder einen Rückzieher.

Lange Zeit zeigte sich mein Mann verständnisvoll, aber nun beginnt er, mich zu drängen und bringt mich so ungewollt ziemlich unter Druck. Mich belastet es auch von Tag zu Tag mehr, dass ich ihm keinen Sex bieten kann. Ich bin am Verzweifeln. Was kann ich tun, um unser Sexualleben wieder zu beleben?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Liliane

Dass dein Mann ungeduldig wird, kann ich gut verstehen. Zwei Jahre sind eine lange Zeit und vermutlich hat es ihn einige Willensstärke gekostet, so lange durchzuhalten. Ich denke, du solltest daher nun wirklich zur Tat schreiten. Für deinen Partner ist es nämlich egal, wie oft du dir schon vorgenommen hast, mit ihm Sex zu haben. An seiner Situation ändert sich dadurch genau gar nichts.

Wichtig scheint mir, dass du konkret wirst und einen Anfang machst – sinnvollerweise da, wo es meist anfängt, wenn es um Sex geht: bei der körperlichen Begegnung. Durchbrich das Muster, an dem du bisher nur gescheitert bist, und handle. Zum Beispiel indem du wieder einmal mit deinem Partner schmust oder ihm eine sinnliche Ganzkörpermassage gibst.

Nun denkst du vielleicht, dass Schmusen und Massieren noch lange kein Sex sind. Stimmt – und stimmt eben auch nicht. In der Paarberatung erlebe ich es oft, dass der Auslöser eines Beziehungsproblems eine Haltung oder ein Konzept ist, das den Gedanken- und Verhaltensspielraum eines oder beider Betroffenen massiv einschränkt. Dies geschieht offensichtlich auch bei euch.

Mir scheint, dass du eine klare Vorstellung davon hast, was Sex ist. Und genau diese Vorstellung erzeugt dein Problem. Denn an ihr orientierst du dich, wenn du den Vergleich anstellst mit dem, was in eurem Schlafzimmer geschieht – oder eben nicht. Sobald du dein Konzept loslässt, wird auch dein Stress aufhören und die Zahl der Möglichkeiten dessen, was Sex auch noch sein kann, wird auf einen Schlag riesig sein.

Wenn es zwischen euch wieder zu körperlichen Begegnung gekommen ist, wird sich manches von selbst ergeben. Wichtig ist jedoch, dass ihr euch nicht gleich in ein neues Konzept und die daraus entstehenden Ansprüche verstrickt. Was war, ist Geschichte. Was zählt, ist die Gegenwart – dort geschieht das Leben, dort können Veränderungen vollzogen werden. Seid also achtsam und überfordert euch nicht bei euren ersten Schritten in dieser neuen Welt. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)