Österreich

„Ich weiß, wann Kim eine Atombombe zündet!"

Robert Werzi ist Atomexperte bei der UNO in Wien. Er weiß als Erster, wenn Nordkoreas Präsident einen Atombombe zündet.

Heute Redaktion
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Nordkoreas Kim Jong-un und links im Bild Robert Werzi
Nordkoreas Kim Jong-un und links im Bild Robert Werzi
Bild: Reuters/Heute-Montage

Sein Büro im Turm E der UNO-City in Wien misst kaum mehr als 20 Quadratmeter. Er selbst ist geborener Kärntner aus Völkermarkt, 46 Jahre alt und studierter Atomphysiker. Aber der hochrangige Wissenschafter hat vielen anderen etwas voraus: Robert Werzi ist der erste zivile Ermittler, bei dem ein „Masteralarm" angeht, wenn der asiatische Despot atomar aktiv werden sollte.

300 Meßstationen weltweit

Wie das geht? Ganz einfach: Die Nuclear-Watcher der UNO verfügen über ein gefinkeltes System aus weltweit 300 Stationen für Seismik, Infraschall und radionukleiden Stationen, die ihre Daten unmittelbar an die Rechner am Schreibtisch des Physikers weiterschicken. Experten filtern die Daten danach, denn es könnte ja auch sein, dass sprichwörtlich nur ein umgefallener Sack Reis in China den Alarm ausgelöst hat.

Auch bei geringer Sprengkraft

Und Robert Werzi ist dann jener UNO-Beamte, der die Messdaten auf seinem Radar eingespielt bekommt. Ab einer Sprengkraft von einer Kilotonne TNT – auch wenn sie unterirdisch gezündet wird – kann die Explosion definiert werden. Zum grausamen Vergleich: Die Atombombe der USA auf Hiroshima am Ende des zweiten Weltkrieges hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen.

Von der Antarktis bis Sibirien

Hochsensible Installationen am Dach des UNO-Towers können dann auch feststellen, wie sich nuklearer Niederschlag in Folge verbreitet: Die Messstellen – sie reichen bis zur Antarktis und nach Sibirien – liefern unmittelbar Informationen an die Zentrale in Wien, wo die Radionukleide anschlagen.

Horizontale Stollen

Werzi kennt die Sprenggtechnik der nordkoreanischen Militärs mittlerweile ziemlich genau: „Die treiben horizontale Stollen in Berge, verschließen sie relativ dicht und zünden dann den Sprengstoff."Aber die Messstationen der UNO, die geopolitisch geschickt verteilt sind, erkennen den Trick im Handumdrehen.

Gefährlicher Job

Ob er Bedenken hat, durch seinen Job in den Geheimdienst-Radar der Nordkoreaner zu kommen? Seine Antwort an den „Heute"-Reporter: „Wie lange haben Sie gebraucht, um vom Eingang der UNO-City über alle Security-Checks bis zu mir zu kommen?" Antwort: „Siebzehn Minuten!" Robert Werzi verabschiedet sich mit einem kräftigen Handschlag und sagt nur: „Eben!".