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"Ich will nicht den ganzen Tag an Sex denken!"

Günther empfindet es als persönlichen Affront, dass Frauen im Sommer kurze Röcke tragen und viel Haut zeigen.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Günther (33) an Doktor Sex: Ich bin verheiratet und Vater. Die Liebe und der Sex in der Beziehung sind bestens. Jedoch habe ich ein Problem im Umgang mit Frauen, die sich verführerisch anziehen – also enge, kurze Röcke und viel Haut. Diese Kleidung ist sexuell überhaupt nicht neutral und sendet eindeutige Signale, von denen ich mich angesprochen fühle. Ich werde dann von etwas angezogen, das ich nicht haben darf, weshalb ich ständig meine Blicke und Gedanken kontrollieren muss.

Diese Selbstdisziplin und der Kampf gegen meine Instinkte brauchen Energie und machen mich wütend. Ich empfinde die Art der Frauen, sich zu kleiden, als bewusste Aggression gegen eine Schwäche von mir. Ich will doch nicht den ganzen Tag an Sex denken müssen! In der Regel funktioniert meine Abwehr, wenn ich aber sonst auch noch Probleme habe, verliere ich die Kontrolle über meine Blicke und Gedanken. Meinen Frust kann ich dann nur noch abbauen, indem ich Pornos konsumiere.

Warum ziehen sich so viele Frauen nicht neutral an? Verwechseln sie etwa Schönheit und sexuelle Verführung? Sie können ja nicht alle auf Partnersuche sein und dürften zudem um ihre Wirkung auf Männer wissen. Ich habe mich bisher nicht getraut, mit einer anderen Frau als meiner Partnerin über dieses Thema zu reden. Bin ich einfach zu empfindlich? Haben andere Männer dieses Problem auch? Und was kann ich tun, um damit klarzukommen?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Günther

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Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Das Thema Kleider und ihre Wirkung ist hochbrisant, jedenfalls wenn es dabei um Sex geht und insbesondere um die Frage, ob und falls ja, weshalb, bestimmte Kleider oder Kleidungsstile so etwas wie einen appellativen Charakter haben oder zumindest Rückschlüsse auf die sexuelle Offenheit des Trägers oder der Trägerin – meist geht es ja bei diesem Thema um Frauen – zulassen.

Was die Farbe angeht, scheint mindestens bezüglich Rot alles klar zu sein: Studien haben ergeben, dass Männer dieselbe Frau anziehender finden, wenn sie Rot statt Weiß trägt. Auch Frauen nehmen Geschlechtergenossinnen, die Rot tragen, als überdurchschnittlich attraktiv wahr – oder sind sich deren Wirkung auf Männer zumindest bewusst. Sie halten andere Frauen in roter Kleidung nämlich für untreu und gefährlich für ihre eigene Beziehung.

Ob soziale Prägungen oder biologische Mechanismen der Grund für diese Wahrnehmung sind, konnte nicht festgestellt werden. Beides dürfte eine Rolle spielen. Dies scheint mir auch bei dir der Fall zu sein: Dass manche Kleidungsstücke für dich eindeutige Signale aussenden und du den Kleidungsstil gewisser Frauen als bewusst gegen eine Schwäche von dir gerichtete Aggression empfindest, hat sowohl mit deiner Erziehung als auch mit deiner Biologie zu tun.

Letztlich ist der Fall klar: Die Verantwortung für den Umgang mit deiner Art, sexy Kleidung zu lesen und zu interpretieren, liegt bei dir. Ob du dich als Opfer fühlen willst, ist letztlich also deine Wahl. Falls das Ganze für dich unerträglich ist und du dich dem Leiden nicht entziehen kannst – der Zwang, als Frustabbau Pornos zu konsumieren, weist in diese Richtung – solltest du mit einer Fachperson Kontakt aufnehmen und dich beraten lassen. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)

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