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"Ich will nicht nur mit einem Mann Sex haben!"

Seit sie 17 geworden ist, hat Debbie einen Freund. Nach acht Jahren Beziehung verspürt sie den Reiz auf ein sexuelles Abenteuer.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Debbie (25) an Doktor Sex: Ich bin seit acht Jahren in einer Beziehung. Als wir zusammenkamen, war ich 17. Damals hatten wir sehr oft Sex. Mittlerweile sind es noch ein- bis zweimal die Woche. Zunehmend spüre ich das Verlangen nach einem anderen Mann, denn die Vorstellung, in meinem Leben nur mit meinem Freund geschlafen zu haben, stresst mich.

Ich versuchte bereits, ihm dies mitzuteilen, ohne ihn zu verletzten. Es hat ja nichts mit ihm zu tun, und die Spielregeln wären für beide gleich. Er hat dieses Bedürfnis aber nicht, da ihm Sex ohne Liebe nichts bedeutet. Ich will mit diesem Mann alt werden, aber trotzdem auch meine Wünsche nicht verdrängen oder unterdrücken müssen.

Klar, habe ich Bedenken, dass unsere Beziehung danach nicht mehr so sein wird wie vorher. Aber trotzdem ist der Reiz, es auszuprobieren, sehr groß. Ist es möglich, einen Kompromiss zu finden, der für beide geht? Wie könnte dieser aussehen? Oder ist mein Wunsch einfach zu egoistisch und nicht realisierbar in einer Beziehung?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Debbie

Für die meisten Menschen wäre es kein Problem, die eigene Lust und den eigenen Körper mit anderen zu teilen, wenn sie in einer Beziehung leben. Schwierig wird es aber bei der Vorstellung, der Partner oder die Partnerin könnte dasselbe tun. Dann tauchen plötzlich Verlustängste, Neid und Eifersucht auf und man erkennt, dass man etwas zu verlieren hat.

Aus diesem Grund drücken sich viele Paare um die Frage, wie sie auf Dauer mit der Möglichkeit umgehen wollen, dass man auch andere Menschen sexuell attraktiv finden und den Wunsch haben kann, sich körperlich auf sie einzulassen. Stattdessen wählen sie dann häufig die etwas feige Variante des heimlichen Seitensprungs.

Sich gegenseitig von etwas überzeugen zu wollen, von dem beide Betroffenen genau wissen, dass es das Gegenüber aus innerster Überzeugung nicht will, aber auch, eine Beziehung führen zu wollen, in der beide ihre Bedürfnisse unterdrücken und die dadurch zwangsläufig von Misstrauen geprägt wäre und zu Heimlichkeiten führen würde, ist sinnlos.

Tastet euch an die Frage heran, wie ihr das Problem lösen wollt. Der Beschluss, nach einer langen Phase der exklusiven Zweisamkeit die Beziehung zu öffnen, würde ja nicht zwingend bedeuten, es für immer dabei belassen zu müssen. Es kann ja auch ein einmaliges Erlebnis sein, um herauszufinden, wie es dir und euch damit geht und was die Folgen davon sind.

Beziehungen sind wie lebendige Organismen: Sie verändern sich ständig, und was heute gilt, ist manchmal schon morgen wieder anders. Und die eigene, höchstpersönliche Antwort auf eine Lebensfrage zu finden, ist nicht möglich, indem man sich an das hält, was andere einem einflüstern. Man muss den Mut haben, einzutauchen und den eigenen Weg zu gehen.

Ein Selbstversuch könnte dir ermöglichen, die Vor- und Nachteile einer offenen Beziehung für dich selber und für euch als Paar abschätzen zu können und herauszufinden, was die Hintergründe deiner Bedrängnis sein könnten. Ich vermute, dass es weniger um den Sex geht als vielmehr um den Umgang mit der Tatsache, dass in einem Leben letztlich nicht alles möglich ist.

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)