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"Im Keller" - Unsere geheimen Obsessionen

Heute Redaktion
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Regisseur Ulrich Seidl blickt in menschliche Abgründe. Am Freitag hatte sein Dokumentarfilm "Im Keller" Weltpremiere. Seidl zeigt, was Österreicher im Keller ihrer Eigenheime so treiben. Von Schießübungen über Sado-Maso-Sex bis zum Umtrunk unterm Hitler-Bild.

Regisseur Ulrich Seidl blickt in menschliche Abgründe. Am Freitag hatte sein Dokumentarfilm "Im Keller" Weltpremiere. Seidl zeigt, was Österreicher im Keller ihrer Eigenheime so treiben. Von Schießübungen über Sado-Maso-Sex bis zum Umtrunk unterm Hitler-Bild.

"Viele Österreicher lieben es, Freizeit in ihrem Keller zu verbringen", sagt Filmregisseur Ulrich Seidl. "Wir wissen aber, dass Keller in unserem Unterbewusstsein auch Orte der Dunkelheit, der Angst, des Missbrauchs und des Einsperrens sind. Das hat mich interessiert".

In den Kellern, die der Wiener jetzt in "Im Keller" zeigt, wird nicht einfach Party gemacht. Gleich einer der ersten Blicke führt in einen unterirdischen Schießstand, in dem ein Schütze erst mal Opernklänge anstimmt, bevor er auf den Abzug drückt. In diesem Stil geht es weiter.

Seidl, neben Michael Haneke der prominenteste Österreicher in der Cineasten-Welt, rückt Menschen ins Bild, die ausgefallene Hobbies pflegen. Vom Großwildjäger, der seine Trophäen vorführt ("des is a Gnu, und des a Warzensau"), bis zur Masochistin, die sich im Keller gern auspeitschen lässt – und die sich bei Tageslicht um misshandelte Frauen kümmert. Als Mitarbeiterin der Caritas.

Mit diesem Personal wird "Im Keller" zur unterhaltsamen komisch-schaurigen Groteske, bei der einem das Lachen immer wieder im Hals steckenbleibt. Die Männer werden vorwiegend über Gewalt und rechtes Gedankengut definiert, die Frauen über Mütterlichkeit und Sexualität. Neben der Masochistin begegnet man einer Sadistin, einer Prostituierten und einer alternden Frau, die regelmäßig im Keller verschwindet, um ihre Baby-Puppen aus den Schachteln zu holen, in denen sie sonst den Tag verbringen.

Ist diese Auswahl des Personals nicht reichlich überzeichnet? Ulrich Seidl schüttelt den Kopf. "Ich präsentiere keine Figuren, über die man sich lustig machen kann, sondern durchschnittliche Menschen, die ihre Obsessionen vor der Kamera zeigen. Rassismus und Sexismus stecken auch in uns, wir haben unsere eigenen Abgründe. Das ist das Gefährliche."

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