Wiesenthal-Geschäftsführer Werner Walter im Interview über Start-Ups als wirtschaftliche Frischzellenkur, Innovationen, die längst in Serie gehen, und neue Lösungen zum Thema Mobilität.
"Heute": Warum unterstützen Sie „We Start Up", warum ist Ihnen die Start-up-Szene wichtig?
Walter: "Start-up Unternehmen sind wie frische Blutkörper im Körper - sie treiben den gesamten Organismus voran. Wiesenthal möchte vor allen den jungen Mut, frische Ideen und den unbedarften Zugang beim Lösen von Herausforderungen unterstützen. Da sich die Automobilbranche in den letzten Jahren doch stark verändert hat, bieten sich für Start-up Unternehmen auch hier viele neue Entwicklungsfelder. Wir sehen "We Start Up" für uns als wichtige und sinnvolle Initiative, da wir einerseits im Sinne unserer gesellschaftlichen Verantwortung junge Unternehmer als zukünftige Säulen der Wirtschaft fördern und die damit verbundenen Chancen für uns nützen wollen, andererseits im Zuge dessen auch gerne von diesen lernen und damit unsere eigene Perspektive erweitern können."
"Heute": Gerade im Bereich der Mobilität gibt es laufend Innovationen aus der Start-up-Szene. In welchen Bereichen spüren Sie bereits Veränderungen im Business?
Walter: "Viele intelligente Technologien und Innovationen, welche auch aus der Start-up Szene gekommen sind, finden sich mittlerweile in den Fahrzeugen, die wir auf die Straße bringen. Man denke nur an einige der vielen Assistenzsysteme, Apps zur Steuerung und Kontrolle am Smartphone wie bei "mercedes me", Simulations-Apps für virtuelle Probefahrten bei smart und natürlich das große Thema der teilautonom fahrenden Autos. Aber auch die Suche nach Möglichkeiten, um Mobilitätsanforderungen kreativ umzusetzen, ruft viele Ideenlieferanten auf den Plan, etwa bei der Logistiklösung für Carsharing-Anbieter wie car2go."
"Heute": Wo erwarten Sie die relevantesten Impulse für das Thema Mobilität?
Walter: "Mobilität ist einer der Megatrends im 21. Jahrhundert. Während im vorigen Jahrhundert Mobilität noch stark auf die Bewältigung von Strecken von A nach B mit meist einem Verkehrsmittel fokussiert war, ist Mobilität heute wesentlich "hybrider" und "multimobil" geworden. Vor 20 Jahren hat ein klassischer Autofahrer weitgehend auf die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln verzichtet, während es heute aufgrund des Angebots und der veränderten Verkehrsverhältnisse öfters Sinn macht, mehrere Verkehrsmittel clever zu kombinieren und effizient zu nutzen. Viele relevante Impulse, im Sinne einer Vernetzung aller Angebote, gehen hier derzeit auch von der Automobilindustrie aus, die diese Veränderung als große Chance sieht, sich für die zukünftigen Anforderungen der Kunden an individuelle Mobilität richtig aufzustellen."
"Heute": Was müsste ein Start-up bieten, um Ihr Interesse für eine Zusammenarbeit zu wecken?
Walter: "Start-ups im Mobilitätssektor sollten idealerweise neue Ideen und Ansätze mitbringen, welche für Kunden und Nutzer einen deutlichen Mehrwert für deren Mobilitätsbedürfnis rund um das Auto aber auch ergänzend und weiterführend dazu generieren. Zum aktuellen Zeitpunkt handelt Wiesenthal mit Fahrzeugen und bietet Servicedienstleistungen an und ist dabei auch Schnittstelle zwischen Hersteller und Konsumenten. Wir wollen in der Zukunft – gerne gemeinsam mit jungen Unternehmen und Start-ups - für unsere Kunden Lösungen für deren zukünftige Bedürfnisse rund um das Thema individuelle automobile Mobilität entwickeln. Hier gibt es sicher gute Chancen auf Zusammenarbeit."
"Heute": Was können etablierte Unternehmen generell von Start-ups lernen?
Walter: "Etablierte Unternehmen folgen bei der Entwicklung neuer Ideen meist erlernten Mustern. Oft ist aber der unkonventionelle Zugang von Start-ups "erfrischender" und unkonventioneller und führt auf weniger abgegangenen Wegen zu neuen Ideen. Wiesenthal versucht als lange etabliertes Unternehmen sich von "jungen Andersdenkern" laufend etwas abzuschauen, denn jahrzehntelange Erfahrung gepaart mit jugendlichem Spürsinn für Innovation sind ein Erfolgsgarant für alle, die im Bereich der Mobilität arbeiten."
"Heute": Ihr persönlicher Rat für Jungunternehmer?
Walter: "Ein guter Businessplan ist die halbe Miete. Weiters ist ganz besonders wichtig, herauszuarbeiten, was man besonders gut kann und was der USP ist - im Vergleich zur nicht untätigen Konkurrenz. Österreich hat sich in den letzten Jahren zum Start-up-Land entwickelt. Es gibt unzählige neue Möglichkeiten, sich beraten zu lassen, sich zu verknüpfen, Investoren zu finden und diese Möglichkeiten sollte man als Jungunternehmer nutzen."
(sb)