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"Info-Explosion" und "Magie" für den ORF

Heute Redaktion
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Bild: Thomas Ramstorfer (ORF)

Zuckerbrot und Peitsche kokettierten mit betonter Sachlichkeit - die Live-TV-Sendung zur Wahl des neuen ORF-Generals entpuppte sich als nüchterne Infoveranstaltung im Dienste des Gebührenzahlers. Viel Konzept, wenige Bonmots.

Eine Kulisse im 70er-Jahre-Style, gesackeltes Publikum und eine langatmige Einführung - um 18.05 Uhr durfte der amtierende Direktor Alexander Wrabetz in der Sondersendung auf ORF III dann aber endlich loslegen.

Zuerst wurde ein bisschen gelobt (ORF als "erfolgreichstes öffentlich-rechtliches Medium in Europa", "solide schwarze Zahlen"), dann viel in Aussicht gestellt: "Mehr Österreich, mehr Comedy und Satire" auf .

Der Vision einer "dramatischen Veränderung im Mediennutzungsverhalten" folgten Lösungsansätze zum Meistern der digitalen Zukunft - vom "Hotboard" über "my.orf.at" bis zum Schwerpunkt "Social Media". Im Endspurt wallte dann auch noch das große "Wir-Gefühl" auf. 15 Minuten, die die Medienwelt nicht revolutionierten, aber durchaus heftig informierten.

"Magisches Geschehen lassen"

Herausforderer Richard Grasl gab sich in seinem Plädoyer für die Veränderung spritziger, geizte nicht mit griffigen Parolen. So will er nicht nur "Magisches geschehen lassen", sondern auch eine "Informations-Explosion" in Form einer verlängerten ZiB 1, eines digitalen "24-Stunden-ZiB-Kanals" und einer "Doku-Einsatztruppe". Seiner "Sorge" um den ORF verlieh er ebenso Ausdruck wie dem Wunsch nach "Schwerpunkten" – konkret geht’s da um eine neue Sportshow, mehr "Braunschlag" und mehr "Vorstadtweiber". Sein großes Herzensprojekt: eine "Crowdfunding-Show für junge Talente".

In Richtung Wrabetz flogen spitze Pfeile in Sachen Machtkonzentration, versöhnlich aber der wiederholte Hinweis auf "jahrelange gute Zusammenarbeit". Der Hauptgang, die Wahl, verspricht jedenfalls delikater zu werden als die Vorspeise. Den beiden Kandidaten wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen prognostiziert.