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"Innerhalb einer Woche müsste was passieren"

Heute Redaktion
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Kulturminister Josef Ostermayer kommt aus dem Schwitzen nicht heraus. Noch ist die Krise am Burgtheater nicht gelöst, schon klopft das nächste Desaster an die Bürotür: bauMax-Gründer Karlheinz Essl will zur Unternehmensrettung seine renommierte Kunstsammlung an die Republik Österreich verkaufen. Essl verriet im Interview wie er sich die Zukunft für die Kunstsammlung vorstellt und warum es "Rasch! Rasch!" gehen muss.

Kulturminister Josef Ostermayer kommt aus dem Schwitzen nicht heraus. Noch ist die Essl verriet im Interview, wie er sich die Zukunft für die Kunstsammlung vorstellt, und warum es "Rasch! Rasch!" gehen muss.

Herr Essl, wie dramatisch ist die Situation?

Karlheinz Essl: Meine Frau und ich hatten eine gemeinnützige Stiftung gegründet, weil wir etwas an die Gesellschaft weitergeben wollten. Die Sammlung hängt daher nicht unmittelbar am Baumarkt dran, aber durch das Umgründungsteuergesetz gibt es eine fünfjährige Nachhaftung. 60 Jahre österreichische Kunstgeschichte finden sich in unserer Sammlung abgebildet. Wenn diese zerstört würde, wäre das verloren. Wenn man sagt, dass eine Kunstsammlung das kollektive Gedächtnis einer Nation ist, wären dann Lücken im Gedächtnis.

Ist Gefahr in Verzug?

Essl: Die Situation ist natürlich angespannt, aber es ist nicht so, dass der Baumarkt morgen in Konkurs geht. Es gibt ein Rekapitalisierungs- und Restrukturierungsprogramm, das längerfristig angelegt ist. Aber klar ist, dass Geld in das Unternehmen eingeschossen werden müsste. Die Familie würde den Erlös des Verkaufs der Sammlung eins zu eins in bauMax hineinfließen lassen. Das wäre ein substanzieller Beitrag, um bauMax zu rekapitalisieren, natürlich im Zusammenspiel mit den Banken.

Im Raum steht derzeit ein Buchwert von 86 Mio. Euro für die Sammlung. Ist das Ihrer Einschätzung nach ein Betrag, der in Verhandlungen mit dem Bund für die Sammlung zu erzielen wäre?

Essl: Das kann ich nicht sagen. Ich will über Zahlen gar nicht reden. Aber Kulturminister Josef Ostermayer ist jetzt mit im Boot, und es gibt auch positive Signale von den Parteien. Das ist ja nationales Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Eine Zerstörung würde den gesamten Kunstmarkt ruinieren, vor allem auch Künstler in ihrer Existenz gefährden. Wir haben ja so viele Werke, das Zehnfache dessen, was die Auktionshäuser in Österreich in einem Jahr versteigern. Wenn das noch hinzukommt, bleibt alles liegen. Der Preis würde total ruiniert werden. Es wäre ein Kahlschlag, der vor allem die Künstler, aber auch alle Galerien und Auktionshäuser treffen würde. Österreich wäre als Kulturnation beschädigt. Das hätte Folgen, die man heute gar nicht abschätzen kann.

Wie sehen Sie die Zukunft des Museums als Gebäude?

Essl: Das Museum sollte schon im Besitz der Familie bleiben.

Sie wollen also, dass das Museum wie bisher weitergeführt wird, nur wären die Bilder dann nicht mehr im Besitz der Stiftung, sondern im Besitz der Republik?

Essl: So ist es, ja. Wir hoffen, dass es so weitergeführt wird, wie es auch bisher gelaufen ist. Das wäre mein Wunsch und sicher auch im Interesse der Politik, denn der Staat ist ja als Museumsbetreiber nicht ideal.

Nicht ideal scheint auch der Zeitpunkt zu sein. Im Burgtheater geht es um ein Zehntel der Summe - und auch dort hat Ostermayer klar gemacht, dass es dafür kein zusätzliches Geld aus dem Budget geben wird. Glauben Sie wirklich, dass der Verkauf der Sammlung an die Republik eine realistische Lösung ist?

Essl: Na sicher. Man kann ja heute nicht alles betriebswirtschaftlich abtun. Es gibt ein Budget, aber es gibt auch eine moralisch-ethische Verpflichtung des Staates, der ja für das Wohl des Lande nicht nur im materiellen, sondern auch im geistig-ideellen Sinn zu sorgen hat. Auf der anderen Seite verbrät man Milliardenbeträge für nichts und wieder nichts, das geht den Kanal runter. Mit ein paar Promille von dem könnte man ein Kunsterbe retten. Das hat mit dem Budget überhaupt nichts zu tun. Das ist eine langfristige Angelegenheit, die niemand leichtfertig auf die Seite schieben kann und sagen: Wir haben kein Geld! So einfach kann man es sich nicht machen.

Können Sie sich vorstellen, dass aus dem Essl-Museum ein Bundesmuseum wird, oder, dass Ihre Sammlung etwa eingeht in die Bestände des Museums Moderner Kunst oder des Belvedere?

Essl: Nein, auf keinen Fall. Die Sammlung muss eigenständig bleiben. Mein Ziel ist es, dass der Staat gemeinsam mit uns eine gemeinnützige Stiftung gründet und das in unserem Sinne weitergeführt wird.

Wäre da etwa die Leopold Museum Privatstiftung ein Vorbild dafür?

Essl: Wenn Sie so wollen: Ja.

Dort hat sich die Österreichische Nationalbank finanziell stark engagiert. Gibt es auch dafür Überlegungen?

Essl: Dafür ist es noch zu früh. Diese Entwicklung ist ja ganz frisch.

Wie schnell muss das über die Bühne gehen?

Essl: Rasch! Rasch! Das kann sich nicht über Monate hinwegziehen. Das wissen auch alle Beteiligten. Innerhalb einer Woche müsste etwas passieren.

APA