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"Inside Llewyn Davis": Ein Film wie ein Folksong

Heute Redaktion
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Joel und Ethan Coen bauen ihre Filme gern um liebenswerte Verlierer herum, mit trockenem Humor und bissigen Dialogen im Mörtel. "Inside Llewyn Davis" ist kein neuerliches Meisterwerk in der Liga von "The Big Lebowski" oder "Fargo", aber ein gewohnt ehrfurchtgebietendes Gebilde, das die trübe Nachbarschaft weit überragt. Die Handlung des Films erstreckt sich über wenige Tage und erzählt aus dem Leben des erfolglosen Folkmusikers Llewyn Davis.

ist kein neuerliches Meisterwerk in der Liga von "The Big Lebowski" oder "Fargo", aber ein gewohnt ehrfurchtgebietendes Gebilde, das die trübe Nachbarschaft weit überragt. Die Handlung des Films erstreckt sich über wenige Tage und erzählt aus dem Leben des erfolglosen Folkmusikers Llewyn Davis.

New York in den frühen Sechzigern: Der Gitarrist und Sänger Llewyn Davis () zieht schlotternd durch die winterliche Stadt, von einem schlechtbezahlten Gig zum nächsten, von einer Couch zur anderen. Seine Bewunderer und Freunde gewähren ihm Obdach, doch nur so lange, bis der in gleichen Maßen verbitterte wie talentierte Musiker gehörig Mist baut. Mal handelt es sich dabei um eine ungewollte Schwangerschaft, mal um eine entlaufene Katze. Letztere spielt, neben den zahlreich im Film vorgetragenen Folk-Songs, die geheime Hauptrolle in "Inside Llewyn Davis".

Odyssee

) nach Westen zu reisen.

In New York herrscht für den Folk-Musiker ohnehin gerade dicke Luft. Nicht nur die beiden Ehepaare (u.a. ), die Davis normalerweise Zuflucht gewähren, sind schlecht auf ihn zu sprechen, auch seine Schwester verweigert ihm jede Hilfe. Ohne Wintermantel und Perspektive begibt sich Davis auf eine mehrere Tage dauernde Odyssee.

Schön, still, fein

Wer sich von "Inside Llewyn Davis" kompliziert verknüpfte Handlungsstränge und ein kniffliges Ende mit A-ha-Erlebnis erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht aus dem Kino gehen. Die Erzählweise des Films ist entschleunigt und linear. Die Kamera klebt auf der Titelfigur, lässt wenig Spielraum für Nebenfiguren und Handlungsdichte.

"Inside Llewyn Davis" hätte ein grausam langweiliger Film werden können, wären die Charaktere nicht so grandios gezeichnet und dargestellt. Oscar Isaac trägt den Film mit hängenden Schultern; ein grantiger und unsympathischer Protagonist, der wahre Größe nur auf der Bühne erreichen kann, dort aber alles und jeden in seinen Bann zu ziehen vermag. Man fiebert nicht mit Davis mit, aber man leidet und lacht mit ihm. Der neue Coen ist nicht große, bahnbrechende Kunst, sondern schöne, stille, feine.

"Inside Llewyn Davis" erscheint am 6. Dezember in den österreichischen Kinos.