Wirtschaft

"Interesse ist der Schlüssel für Erfolg!"

Heute Redaktion
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Die Lehre ist bei Weitem nicht mehr der allseits belächelte Berufsweg zweiter Klasse für Jugendliche. Der AMS-Boss weiß gute Gründe, warum diese Ausbildung die richtige Wahl ist.

"Heute": Herr Dr. Kopf, ist eine akademische Ausbildung heute noch Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Karriere?

Johannes Kopf: "Nein, und das war sie auch nie. Rudolf Hundstorfer, der mit einer Lehre (Bürokaufmann, Anm.) für das höchste Amt in der Republik kandidiert, ist das beste Beispiel, wie weit man es so bringen kann.

"Heute": Welche Vorteile hat eine Lehrausbildung?

Kopf: "Die Vorteile sind immer in der jeweiligen Person zu suchen. Um unsere berufsnahe Lehrausbildung beneidet uns mittlerweile ganz Europa."

"Heute": Was würden Sie einem 15-Jährigen bei seiner Berufswahl raten?

Kopf: "Die eigentliche Frage muss lauten: ,Was interessiert dich?‘ Zuerst muss man sich ein Bild davon machen, was es für Angebote gibt. Es gibt junge Menschen, die verbringen mehr Zeit bei der Auswahl ihres nächsten Smart phones als bei der Auswahl ihrer Lehrstelle. Ich verweise hier auf unsere Info-Veranstaltungen, bei denen wir versuchen, den Jugendlichen verschiedene Lehrberufe näherzubringen.

"Heute": Welche Eigenschaften muss ich als Lehrling mitbringen, um am Arbeitsmarkt zu bestehen?

Kopf: "Die absolute Grundvoraussetzung ist, dass ich ordentlich lesen und schreiben kann. Zudem muss ich lernbereit sein und mich mit der neuen Aufgabe identifizieren können. Damit mir der Beruf Spaß macht, muss er mich interessieren. Wer sich für etwas interessiert, lernt automatisch dazu.

"Heute": Denken Sie, dass eine berufsnahe Lehrausbildung künftig noch mehr von Bedeutung sein wird?

Kopf: "Die wirtschaftlichen Entwicklungen werden immer schneller und es wird immer schwieriger, die Zukunft zu prognostizieren. Darauf kann man sich im Rahmen einer Lehrausbildung wesentlich besser einstellen und rascher reagieren, als es bei anderen Ausbildungswegen der Fall ist."

"Heute": Welche Auswirkungen auf den heimischen Arbeitsmarkt haben zugereiste Menschen aus nicht europäischen Ländern?

Kopf: "Es gibt durchaus Regionen in Österreich, in denen viel mehr Lehrstellen zu vergeben wären, als es derzeit Lehrlinge gibt. Wenn es uns gelingt, junge Menschen aus dem Ausland dort hinzubringen und sie dort auszubilden, können beide Seiten von der Zuwanderung pro fitieren, eine Win-Win-Situation also. In Syrien ist Englisch ein Pflichtfach, Menschen aus dem afrikanischen Raum wachsen oft mit Französisch auf. Nichtsdestotrotz muss es unser Ziel sein, den jungen Menschen so schnell wie möglich Deutsch beizubringen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt bestehen können."

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