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"Interstellar": Emotionsgeladene Sci-Fi in Überlänge

Heute Redaktion
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"Interstellar", also zwischen den Sternen, verläuft die Reise Matthew McConaugheys, der in einer fernen Galaxie eine neue Heimat für die Menschheit finden muss. Christopher Nolans neues Werk wirkt wie ein Mix aus "2001: Odyssee im Weltraum" und Bibelfilm. Mal zum Staunen, mal zum Fremdschämen... und auf "Heute.at" auch zu gewinnen.

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"The last one to die please turn out the light" ("Wer zuletzt stirbt, bitte das Licht ausmachen), lautete der Plakatslogan von "Children of Men" (2006). In genialem Endzeitdrama droht der Homo Sapiens durch in globalem Ausmaß auftretende Unfruchtbarkeit auszusterben. Konfrontiert mit der endgültigen Ausweglosigkeit beginnt sich die Menschheit selbst zu zerfleischen.

"Interstellar" präsentiert ein ähnlich tristes, jedoch ungleich utopischeres Zukunftsszenario: Waffen, Armeen und Kriege gehören der Vergangenheit an; die Menschen kämpfen gemeinsam gegen den kollektiven Exodus. Auch hier ist Fruchtbarkeit das Problem - allerdings jene von Getreide- und Gemüsesorten, die im stetig unwirtlicher werdenden Klima der Erde langsam aussterben.

) begibt er sich auf die gefährliche Reise.

Epochal, durchwachsen, überlang

und "The Dark Knight Rises" - verwundert es nicht, dass die Erwartungen an "Interstellar" überaus hoch ausfielen. Mit seinem Sci-Fi-Drama, dessen Drehbuch er zusammen mit seinem Bruder Jonathan verfasste, verhaspelte sich Nolan allerdings ein wenig.

Zu viel Zeit widmet Nolan dem familiären Background Coopers, zu viel Zeit den Staubstürmen, die die Menschen der Zukunft heimsuchen. Dann, endlich, nimmt "Interstellar" Fahrt auf. Nolan füttert das Publikum mit opulenten Bildern, spendiert ihm einen Ritt durchs Wurmloch, auf Wellen hoch wie Gebirgsketten und vorbei an gefrorenen, zerklüfteten Wolken (siehe Trailer). Die Spannung nimmt dabei stetig zu. Die menschliche Komponente leider ebenfalls.

Als schließlich Liebe, Gravitation und Ralativitätstheorie (quasi) in einem Atemzug genannt werden, ahnt der sorgsame Zuseher schon, dass das Ende des Films über die Strenge schlagen könnte. Diese Befürchtungen werden leider nicht entkräftet. Nolan kann es einen (so unnötigen wie lächerlichen) Abschluss-Twist leider nicht verkneifen. Nach teilweise großartigem Mittelteil, versandet "Interstellar" in diesem fast schon peinlichen Finale.

Licht und Schatten

Es ist der eben erwähnte Mittelteil, der "Interstellar" trotz allem zu einem sehenswerten Science-Fiction-Streifen macht. Die Bilder sind überwältigend, der Sound ehrfurchtgebietend, der Plot plötzlich mitreißend. Die meisten Pluspunkte sammelt Nolan aber durch seinen Roboter TARS, der durch sein simples, doch innovatives Design besticht und dem ernsten Grundtenor des Films eine Note trockenen Galgenhumors hinzufügt.

Bleibt nur noch anzumerken, dass das zugrunde liegende Konzept des Films ein höchst unrealistisches ist. Anstatt um die letzten Ressourcen auf Erden zu kämpfen, sattelt die Menschheit lieber gemeinschaftlich auf Landwirtschaft um. Weniger düster als bei "Children of Men" gestaltet sich daher auch der Plakatslogan des Films: "Die Menschheit wurde auf der Erde geboren. Sie war nie dazu bestimmt, hier zu sterben."

"Interstellar" ist ab 6. November in den österreichischen Kinos zu sehen.