Community

"Ist er asexuell oder was ist mit ihm los?"

Fürs Flirten mit anderen Frauen ist Emmas Freund sofort zu haben. Auch Onanieren macht ihm Spaß. Aber auf Sex mit ihr hat er keine Lust.

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Frage von Emma (33) an Doktor Sex: Mein Freund und ich sind seit fünf Jahren ein Paar. Ich bin immer diejenige, die den ersten Schritt macht, wenn es um Sex geht. Ich bin es, die ihn verführt und sich immer wieder Neues einfallen lässt. Nun ist es mir aber verleidet und ich habe keine Lust mehr, ständig die Initiative zu ergreifen. Ich weiß, dass er regelmäßig masturbiert und dauernd mit anderen Frauen flirtet, was das Zeug hält. Ich glaube mittlerweile, dass es an mir liegt und deshalb geht langsam mein Selbstwertgefühl kaputt – auch wenn ich mich selber durchaus attraktiv finde. Ich habe auch schon öfter mit ihm über unsere Sexualität gesprochen. Er sagt mir einfach nur, dass er mich liebe, aber keine Lust auf Sex habe. Versteh mich nicht falsch! Ich bin kein Sexmonster. Aber einmal in zehn Monaten, das ist doch einfach nicht normal! Ist er asexuell oder was ist mit ihm los? Und was kann ich tun, damit sich etwas ändert?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Emma

Asexuell zu sein bedeutet, absolut kein Interesse an Sex zu haben. Nicht, weil man verklemmt ist. Auch nicht, weil man irgendwann früher im Leben sexuelle Gewalt erlebt hat oder weil eine Störung auf der körperlichen Ebene vorliegt. Asexuell sein ist auch keine bewusste Entscheidung, wie dies beispielsweise beim Zölibat der Fall ist, sondern einfach die logische Folge aus dem fehlenden Antrieb zum Sex. Die Möglichkeit und das Bedürfnis, sich emotional auf einen anderen Menschen einzulassen, werden durch die Asexualität hingegen nicht beeinträchtigt. Auch wer asexuell ist, kann also Anziehung und Liebe empfinden, kann Beziehungen leben, heiraten, Kinder und eine Familie haben.

Wie du schreibst, praktiziert dein Freund zumindest regelmäßig Selbstbefriedigung. Zudem hattet ihr ja bisher offenbar auch regelmäßig Sex – obschon die Initiative dafür stets von dir ausging. Wir dürfen deshalb davon ausgehen, dass er zumindest nicht vollumfänglich asexuell ist. Jedoch gibt es auch bei der Asexualität nicht einfach ein Entweder-oder. Es ist also gut möglich, dass dein Partner teilweise davon betroffen ist. Mit dieser Argumentation landen wir aber unweigerlich bei dem, was gemeinhin als Lustlosigkeit bezeichnet wird und wovon wohl jeder Mensch in seinem Leben ein- oder mehrmals zumindest temporär betroffen ist. Und es stellt sich sofort die Frage, wie denn nun die beiden Phänomene voneinander abgegrenzt werden sollen. Du siehst: Der Begriff hat seine Tücken!

Wie du schreibst, liegen die Fakten seit euren wiederholten Gesprächen offen auf dem Tisch. Dein Freund will aktuell keinen Sex – genauer gesagt will er keinen Sex mit dir. Auch wenn es hart ist und durch diese Aussage bei dir Selbstzweifel ausgelöst werden: Daran kannst du dich orientieren.

Eine zentrale Frage ist deshalb nun wohl, ob du dir vorstellen kannst, den Teil des Sex außerhalb der Beziehung zu holen, der über das hinausgeht, was dir dein Freund alle zehn Monate anbietet. Und gleichzeitig weiterhin mit ihm in einer Paarbeziehung zu sein. Vielleicht magst du ihm ja dieses Szenario als Grundlage für den anstehenden Dialog über das weitere Vorgehen einfach einmal unterbreiten. Gut möglich, dass dein Freund in Bewegung kommt, wenn du ihm klar signalisierst, dass es für dich so nicht mehr weitergehen kann und du bereit bist, dir anderswo zu holen, was dir zu Hause verwehrt bleibt.

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)