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"Ist Sex immer so wie beim ersten Mal?"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Eva hatte beim ersten Sex weder Spaß, noch einen Orgasmus, dafür reichlich Schmerzen. Jetzt fürchtet sie, dass dies immer so bleibt. Muss sie zum Arzt?

Frage von Eva (20) an Doktor Sex: Vor kurzem hatte ich mit meinem Freund mein erstes Mal. Das Komische daran ist: Ich hatte gar keinen Spaß dabei. Es tat mir weh und ich fühlte nichts. Ich kam auch nicht zum Orgasmus. Wenn ich mich selbst befriedige, komme ich aber problemlos und ganz schnell. Jetzt habe ich Angst, dass es immer so sein wird. Wenn das so wäre, dann hätte ich ein Problem. Ist es, weil es das erste Mal war? Muss ich zum Frauenarzt?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Eva

Das erste Mal wird massiv überschätzt. Seit Jahrzehnten hält sich der Mythos, dass dieses das absolut höchste und wichtigste Ereignis in der sexuellen Biografie eines Menschen sei. Und obschon Generationen von Müttern und Vätern im Vorfeld ihrer sexuellen Premiere Ängste ausgestanden haben und grandios daran gescheitert sind, wird an diesem Wunschbild festgehalten und den Kindern weiterhin eine Lüge aufgetischt. Dabei ist es eigentlich sonnenklar, dass das erste Mal unmöglich ein Erfolg sein kann. Denn weder kennen die Akteure das Stück, noch ist ihnen bekannt, was ihre Rolle ist. Und üben konnten sie auch nicht.

Dass du dir nach diesem Erlebnis Sorgen machst, ist verständlich. Trotzdem musst du aber nicht gleich zum Arzt gehen, denn du bist ja nicht krank. Und auch deine Sorge, dass es immer so bleiben könnte, ist unbegründet. Mit der Zeit wirst du mehr Sicherheit gewinnen und herausfinden, was zu tun ist und welche Voraussetzungen für dich erfüllt sein müssen, damit du dich wohlfühlst. Und genau dieses Wohlbefinden ist ein entscheidender Faktor, wenn Sex Spaß machen und befriedigen soll.

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Wichtig scheint mir, dass du dir und deinem Freund Zeit lässt, diesen neuen Raum des gemeinsamen Zusammenseins achtsam und bewusst zu erkunden. Macht euch keinen Druck damit, etwas Bestimmtes erreichen zu wollen. Geht stattdessen einfach mit dem, was sich gerade zeigt. Dies kann auch bedeuten, dass sich Unsicherheiten in den Vordergrund drängen, dass Fragen auftauchen oder Dinge geschehen, die einen Unterbrechung und ein Gespräch erfordern.

Versucht auch, nicht nur an Sex zu denken. Körperliches Zusammensein kann auch beinhalten, sich gegenseitig zu massieren. Oder dem Partner/der Partnerin die Erlaubnis zu geben, einen nach Lust und Laune körperlich erkunden und dazu Fragen stellen zu dürfen. Ein solcher Freipass kann gerade am Anfang einer Beziehung ermöglichen, sich besser kennenzulernen. Dadurch können Berührungsängste und Sprachbarrieren abgebaut werden. Weil dabei immer auch ein bisschen die Zeit anklingt, als man noch Doktorspiele gespielt hat, gibt es auch etwas zu lachen. Und gleichzeitig steht ganz beiläufig die Einladung im Raum, sich gegenseitig erzählen, wie man sexuell gewachsen und geworden ist.

Trotz Üben, Reden und Leichtigkeit ist es aber letztlich unmöglich, alle Verunsicherungen aus der Welt zu schaffen. Zur Sexualität gehören auch das Geheimnisvolle und Unaussprechliche. Und man kann an ihr auch scheitern und leiden. Ohne all dies wäre sie reine Technik und nicht halb so prickelnd wie jetzt.

(wer)