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"Jack": Fiktiver Unterweger ohne Mörder-Thrill

Heute Redaktion
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Serienmörder haben in Österreich (zum Glück) Seltenheitswert. Ist einer von ihnen auch noch Häfenpoet, Rotlichtcharmeur und Sternschnuppe am High-Society-Himmel, muss seine Story über kurz oder lang im Kino landen. Elisabeth Scharangs "Jack" ist ein Mix aus Thriller, Drama und Biopic, der nur lose auf dem Fall Jack Unterweger basiert. Johannes Krisch glänzt in der Hauptrolle.

Serienmörder haben in Österreich (zum Glück) Seltenheitswert. Ist einer von ihnen auch noch Häfenpoet, Rotlichtcharmeur und Sternschnuppe am High-Society-Himmel, muss seine Story über kurz oder lang im Kino landen. Elisabeth Scharangs "Jack" ist ein Mix aus Thriller, Drama und Biopic, der nur lose auf dem Fall Jack Unterweger basiert. Johannes Krisch glänzt in der Hauptrolle.

Jack (Krisch) hat knapp fünfzehn Jahre hinter Gittern verbracht, als er Anfang der Neunziger entlassen wird. Seine Ambitionen als Schriftsteller sollen ihm einen Neustart ins Leben ermöglichen, doch für die Promis und Meinungsmacher der Literaturszene ist er vor allem durch seine Vergangenheit als Frauenmörder interessant. Immer wieder von seinen Verbrechen eingeholt, droht Jack langsam zu zerbrechen. Als ein Mordserie im Rotlichtmilieu Österreich erschüttert, klopft die Polizei schließlich an Jacks Tür.

Der Fall Unterweger

Knapp 21 Jahre ist es her, dass Jack Unterweger für den Mord an elf Prostituierten vor Gericht stand und (nicht rechtskräftig) für neun der Gewaltakte verurteilt wurde. 1990 hatte er frühzeitig - und auf Druck der heimischen Künstlerszene - eine lebenslange, 1976 angetretene Haftstrafe beendet. Im Gefängnis zum Literaten avanciert, wurde Jack auf freiem Fuß zur Attraktion der Seitenblicke-Schickeria und vier Jahre später als Serienmörder angeklagt. Das Geschworenengericht sprach ihn schuldig, durch seinen darauffolgenden Selbstmord und der damit verbundenen Einstellung des Verfahrens gilt für Unterweger aber bis heute die Unschuldsvermutung.

Schuldig oder nicht

Die Unschuldsvermutung steckt auch im Kern von Scharangs "Jack" - und das, obwohl der Film das übliche "Beruht auf wahren Begebenheiten"-Satzerl ausspart. Gerne schicken Filmemacher ihren Werken ja derartige Ankündigungen voraus (manche, wie ), um ihnen einen möglichst realen Anstrich zu verpassen.

Die Figuren in "Jack" sind hingegen lediglich von realen Personen inspiriert und erheben keinerlei Anspruch auf eine semi-dokumentarische Aufarbeitung. Das bedeutet aber nicht, dass wir Unterweger beim Nachstellen von Prostituierten, Strangulieren von Kehlen und Deponieren von Leichen sehen. Scharang erzählt stattdessen eine fiktive Geschichte über einen Mörder, der es zwar zurück in die (gehobene) Gesellschaft schafft, von dieser aber zermahlen und ausgespuckt wird. Ob der von Johannes Krisch verkörperte Jack schuldig ist, bleibt völlig offen.

Psychogramm statt Thrill

"Jack" ist die Studie eines Menschen, der von seiner Vergangenheit in die Knie gezwungen und zwischen gesellschaftlichem Druck und medialem Kreuzfeuer aufgerieben wird. Ein Thriller über einen der berühmtesten (mutmaßlichen) Serienmörder Österreichs ist der Film nicht geworden. Spannend ist es aber allemal, Krisch dabei zuzusehen, wie er seinem fiktiven Jack Leben einhaucht - charismatisch, getrieben, sich langsam selbst zersetzend.

"Jack" startet am 11. September in den österreichischen Kinos.