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"Jack Reacher 2": Mehr Familienprojekt als Actionthrill

Heute Redaktion
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Knallhart, clever und unerbittlich macht Ex-Militär Jack Reacher (Tom Cruise) Jagd auf jene üblen Zeitgenossen, die das Gesetz mit Füßen treten. In seinem zweiten Kinoabenteuer wird Reacher allerdings auch gezwungen, Vater-Mutter-Kind zu spielen.

Knallhart, clever und unerbittlich macht Ex-Militär Jack Reacher () Jagd auf jene üblen Zeitgenossen, die das Gesetz mit Füßen treten. In seinem zweiten Kinoabenteuer wird Reacher allerdings auch gezwungen, Vater-Mutter-Kind zu spielen. 

"Jack Reacher" (2012) gehört zu den besten Filmen, die Tom Cruise je gemacht hat. Zumindest was die Action-Schiene betrifft, kann man für all jene unverbesserlichen Cruise-Jünger hinzufügen, die jetzt lauthals "Magnolia!!!", "Geboren am 4. Juli!!!" oder "Jerry Maguire!!!" reklamieren. Muss man aber nicht.

"Jack Reacher" war so etwas wie ein Tausend-Gulden-Schuss für den Hollywood-Superstar. Ein solider Thriller-Plot, eine tiefgründige, zugleich aber mainstreamtaugliche Hauptfigur, realitätsnahe, für Cruise-Verhältnisse ungewohnt brutale Action. Die Schwächen des Films (wie etwa die überstrapazierten Bauchmuskelszenen und Nebendarstellerin ) waren da leicht zu verzeihen.

Großartiger Beginn

Teil zwei kann das Niveau seines Vorgängers ganze 15 Minuten lang halten. Es ist eine gute, unterhaltsame, vielversprechende erste Viertelstunde: Taff und lässig wie eh und je bringt Reacher einen korrupten Sheriff hinter Gitter. Weil er sich danach ein bisserl einsam zu fühlen scheint (hier hätten vielleicht schon die Alarmglocken schrillen sollen) reist er für ein Date nach Washington.

Die Herzensdame () des ehemaligen Militärpolizisten ist selbst bei der Army, zum Zeitpunkt von Reachers Eintreffen aber bereits wegen Hochverrats inhaftiert. Reacher wittert eine Verschwörung, verprügelt zwei dubiose Gestalten, die als Bewacher auf ihn angesetzt wurden und plant die Befreiung seines Dates.

Unterer Durchschnitt

Ab hier geht leider alles abwärts. Ein Subplot rund um Reachers vermeintliche Teenagertochter (Danika Yarosh) kommt ins Spiel, Reacher zieht mit seiner geflohenen Braut und der aufmüpfigen Kleinen durchs Land und spielt Alternativ-Familie. Hier lernt man nicht nur, toptrainierte Profikiller (Patrick Heusinger) zu entwaffnen, sondern auch, sich seinen Gefühlen zu stellen...

Vollends in den unteren Durchschnitt kippt der Film, als Cruise und Smulders erstmals (ohne Verfolger) durch Washington laufen. Die unnötige Sprintszene steht symptomatisch für den gesamten Streifen: Tom Cruise scheint durch den Film zu hetzen, als hätte er den Dreh schnell mal zwischen zwei richtigen Filmprojekte gepresst. Die Lücken im Plot muss man dann halt mit solchen Überbleibseln aus dem Schneideraum flicken. Für eine anständige Handlung ist einfach keine Zeit. Last and least lassen auch die faden Bösewichte einen Werner Herzog und selbst einen aus Teil eins schmerzlich vermissen.

"Jack Reacher: Kein Weg zurück" startet am 10. November 2016 in den österreichischen Kinos.